In fünf Tagen durchwanderten wir die Hohe Tatra in der Slowakei, die auch als das kleinste Hochgebirge der Welt bekannt ist. Wie kommt man darauf, gerade hier eine Durchschreitung zu planen? Ich weiß noch, als ich damals das Internet mit folgenden Schlagwörtern durchsuchte: Trekking, Berge, wild, ursprünglich.
Zwischen den Suchergebnissen tauchte dann auch dieses Gebiet in der Slowakei auf. Ich muss gestehen, dass ich bisher nicht wirklich etwas über die Hohe Tatra wusste. Ich schaute mir im Netz ein paar Fotos an und war sofort total beeindruckt - wunderschöne, schroffe Berge, türkisblaue Seen, nett wirkende Hütten. Als ich dann noch las, dass dieses Gebiet ein absoluter Geheimtipp ist, viele Wege nur schwer zugänglich sind und der strenge Naturschutz dazu beiträgt, dass dieses wahre Naturparadies erhalten bleibt, stand meine Entscheidung fest - dort muss ich unbedingt hin.
Bevor wir die "Hohe Tatra" am nächsten Tag erreichen, führt unser Weg heute durch die wunderschöne "Weiße Tatra". Ich war zutiefst beeindruckt von dieser absolut umwerfenden Naturlandschaft. Zumal im Herbst hier alles in einem leuchtenden orange erstrahlt und die Gemüter unweigerlich aufhellt.
Sechs Tage werden wir in diesem Naturparadies unterwegs sein. Wir sind 6 Freunde, die mit unserem slowakischen Guide Samuel von Adventure Slovakia die Hohe Tatra durchschreiten wollen.
Ich und 6 Männer: Vor- oder Nachteil? Wir werden sehn was die Tage so bringen ;-)
Was für ein mega Tag, der uns heute bevorsteht. Auf wirklich abenteuerlichen Wegen sind wir den kompletten Tag unterwegs und kommen erst zum Sonnenuntergang auf der "Räuberhütte" an.
Überwiegend kletternd bewegen wir uns heute vorwärts beziehungsweise aufwärts. Das ist definitiv nichts für schwache Nerven, so ausgesetzt und ungesichert auf rutschigen Steinen herum zu kraxeln. Mir ging schon auch das ein oder andere mal ziemlich die Düse. Vor allem als wir ein sehr steiles Schneebrett überqueren mussten.
Zur Mittagszeit wurden wir mit gutem Essen auf einer absolut traumhaft gelegenen Hütte belohnt. Ich würde fast sagen, dass ich bisher keinen schöneren Hüttenplatz gesehen habe. Doch seht selbst...
Die dritte Etappe war geprägt von einer überaus rauen und wilden Landschaft. Die Bezeichnung "Weg" erhielt bei unserer Tour eine völlig neue Bedeutung. Abseits der üblichen Wege, die in Karten eingezeichnet sind, waren wir auf sogenannten Bergführer-Wegen unterwegs. Samuel, unser lokaler Bergführer, führte uns durch weglose Gerölllandschaften, hinauf auf waghalsige Scharten und sogar auf einen Gipfel.
Konzentration und Ausdauer war auf den oftmals schwierigen Wegen (die eigentlich keine waren) gefragt. Und oft sagte mein Kopf, ich mag nicht mehr weiter.
Trotz der Anstrengung gab es natürlich auch zahlreiche genussvolle Momente, wie die Pause am See, im orangefarbenen Licht der langsam untergehenden Sonne.
Die letzte hochalpine Etappe stand uns bevor, die mit Abstand auch die schwierigste unserer Hohen Tatra Durchschreitung darstellte.
Perfekt zum Einlaufen ging es auf den höchsten Berg
Polens - "Rysy". Hier ist der Weg noch recht einfach und wir hatten Glück, dass wir keine so großen Menschenmassen wie in der Hauptsaison auf den Wegen hatten.
Anspruchsvoll wurde es dann beim zweiten Gipfel - "Vysokà", oder Todesberg, wie wir ihn nannten. Dieser Gipfel hatte wirklich alles zu bieten - ausgesetzte Kletterstellen, einen schmalen Grat, eine steile Schneerinne, eine Abseilstelle und ganze viele Passagen und Situationen, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Lebewohl Hohe Tatra hieß es heute - unsere letzte Etappe stand an und die war deutlich einfacher, als alle anderen zuvor. Es ging zu einem wunderschön gelegenen Bergsee, in dem ich ein kleines Abschlussbad nahm.
Später besichtigten wir noch eine Gedenkstätte für verunglückte Bergsteiger, die liebevoll in einem Waldstück mit zahlreichen bunten Kreuzen angelegt ist.
Nachdem wir die Hohe Tatra verlassen hatten, stand allerdings noch ein weiteres Highlight auf dem Programm - eine Tagestour im Slowakischen Paradies. Dieser Nationalpark trägt den Namen nicht umsonst. Ich war überwältigt, was mich dort erwartet hatte. Tiefe Schluchten, einzigartige Wege, die mehr über Leitern als über den Boden verliefen und eine dschungelartige Landschaft.