Lykischer Weg Etappe 1: von Ölüdeniz nach Faralya

Von Euphorie bis zitternde Beine - das Abenteuer nimmt seinen Lauf

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Die traumhafte Lagune von Ölüdeniz lässt Urlaubsfeeling aufkommen.

Für die erste Etappe unseres 8-tägigen Trekkingabenteuers hätte ich mir keine schönere Landschaft vorstellen können. Das erste Teilstück geht zwar gleich ordentlich steil bergauf, dabei werden wir aber mit fantastischen Blicken belohnt. Die Lagune von Ölüdeniz, mit ihren vorgelagerten Inseln im türkisblauen Meer versetzt uns in null Komma nichts in Urlaubsstimmung und lässt uns unsere Alltagssorgen vergessen. 

Auf der anderen Seite steht der mächtige Berg Baba Dagi (Babadag), an dessen Felswand wir entlang wandern. Im Bergdorf Kozagac angekommen, befinden wir uns wenig später mitten im ursprünglichen, türkischen Landleben und kosten unsere ersten landestypischen Köstlichkeiten, abseits der Touristenströme.

 

Die berühmte Schmetterlingsbucht Kelebekler Vadisi erleben wir am Abend hautnah (im Nachhinein vielleicht etwas zu hautnah...). Naja, auf jeden Fall hatten wir durch diesen Abstecher bereits ein großes Abenteuer auf unserer ersten Etappe.

Los geht's von Antalya nach Fethiye

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Der Rucksack will einfach nicht zu gehn ;-)

Unser 8-tägiger Trekkingtrip startete in Fethiye. Wobei nein, eigentlich bereits zwei Tage früher. Nach unserer Landung spät Abends in Antalya, gönnten wir uns ein tolles Hotel mit einem überaus leckeren Frühstück, das nur 10min vom Flughafen entfernt liegt. Am nächsten Tag ging es mit dem Taxi zum 15min entfernten Busbahnhof (Otogar) und weiter mit einem Flixbus nach Fethiye. Vom Flixbus waren wir echt begeistert - total luxuriös, völlig unkompliziert, es gab sogar kostenlos Getränke und Snacks während der Fahrt und das Ganze für nur 7€!!! Gebucht haben wir den Bus bereits online in Deutschland, da wir für die ca. 3,5 stündige Fahrt sicher gehen wollten, dass wir einen Platz im Bus bekommen. 

 

Zum Ausgangspunkt des Trekkings zu kommen, war also überhaupt kein Problem. An Gaskartuschen für unseren Campingkocher zu kommen, war da schon schwieriger. Im Flugzeug darf man Gas ja bekannterweise nicht mitführen, daher mussten wir es hier vor Ort kaufen. Anlaufstellen sollen Tankstellen und Supermärkte sein, so stand es in diversen Blogs. Da hatten wir allerdings kein Glück. Die Verständigung stellte sich auch als etwas schwierig heraus, denn wirklich englisch sprach hier niemand. Vor einer Tankstelle sprach uns ein älterer Herr an, dem wir durch unsere suchenden Blicke wohl auffielen. Nach ein paar kurzen Sätzen auf englisch, wechselte er ins perfekte deutsch - wir waren mehr als verwundert. "Ich war Deutschlehrer und bin mittlerweile in Rente", klärte er uns auf. "Das hier ist meine Frau, sie kann auch deutsch". Er freute sich sichtlich, mit uns zu Plaudern. Sie schlugen uns mehrere Geschäfte vor, in denen wir einmal nach dem Gas schauen könnten. Den ultimativen Tipp hatte dann seine Frau. Keine Ahnung, wie man den Laden beschreibt: Haushaltswaren, Gartenbedarf, Krims-Krams... Irgendwie hatte er alles und nichts - aber tatsächlich Gas und das auch in Schraubkartuschen. Hier der Link zum Laden, für alle die in Fethiye auch welches kaufen müssen.

 

Lykia Yolu wir kommen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Die erste Etappe sind wir noch zu viert unterwegs - Paula, Nathalie, Annika und ich (v.l.)

Die wichtigste Besorgung war also erledigt und wir konnten beruhigt schlafen. Wir hatten eine mega günstige Unterkunft für 25€ (insg. für 2 Personen) gefunden. Frühstück war zwar keins dabei, das hatten wir uns am Vorabend jedoch selbst besorgt und genossen es am Morgen auf der kleinen Dachterrasse des Hotels.

 

Mit dem Taxi ging es dann zum offiziellen Startpunkt des Lykischen Wegs, der bei Ölüdeniz liegt. Der Taxifahrer kannte den Weg und brachte uns in 15 Minuten zielgerichtet zum Sammelplatz, der mit einem Startbogen mit der Aufschrift "Lykia Yolu - Lycian Way" versehen ist. Nach und nach gesellten sich auch andere Wanderer zu uns, schossen Fotos vom Startbogen und tauschten sich über die geplanten Touren aus. Manche machten die Tour auf eigene Faust, manche mit Guide und andere so halb-halb. Sie wanderten nur mit Tagesrucksack und bekamen das Gepäck in die Unterkunft gebracht, die bereits vom Anbieter gebucht war. Auch werden sie immer zu den Startpunkten der Etappen gefahren. Für jeden also das passende dabei, dachte ich mir.

 

Vier Mädels wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Die Aussicht ist wirklich der Hammer und wir legen unzählige Fotostops ein.

Wir freuten uns total, dass es nun endlich los ging. Paula und Nathalie, die beiden libanesischen Mädels, mit denen ich ein Jahr zuvor auf Gran Canaria zum Trekking unterwegs war, begleiteten uns die erste Etappe. Mit mir die ganzen 8 Etappen unterwegs war Annika - eine ambitionierte Läuferin, die bereits als 16-jährige mit mir über eine Jugendreiseorganisationen in den Alpen unterwegs war. Und nein, ich war zu dieser Zeit nicht mehr jugendlich, sondern die Leiterin der Tour. Mit ihren blutjungen 23, könnte sie sogar meine Tochter sein ;-).

Dementsprechend verantwortlich habe ich mich auch für sie gefühlt, was mir in der ein oder anderen Situation auch mal den Puls hoch trieb, doch ich mag nicht zu viel verraten.

 

Voller Vorfreude ging es also los, auf unsere ersten Kilometer des Lykischen Weg...

 

Das erste Teilstück des Lykischen Wegs ist bereits ziemlich anstrengend

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Ein traumhafter Weg führt an der Bucht von Ölüdeniz stetig bergan.

Gleich mal viel zu warm angezogen - wie immer bei mir. Nach den ersten Kilometern mussten wir unseren ersten Umziehstop einlegen. Die Temperatur war Anfang April wirklich bereits ordentlich warm. Obwohl die Nordhänge des 1.969 Meter hohen Baba Dagi leicht mit Schnee gepudert waren, rann uns bereits der Schweiß von der Stirn. Auf diesen Berg, an dessen Fuß wir liefen, führt sogar eine Seilbahn hoch. Während über uns der Gipfel thronte, breitete sich unter uns die Lagune von Ölüdeniz aus.

 

Mit jedem Schritt wurde die Lagune, mit ihren vorgelagerten Inseln besser sichtbar. "Also wenn das kein türkises Meer ist, dann weiß ich auch nicht", sagte ich zu Annika, die in Fethiye noch vergeblich nach den tollen Meeresfarben suchte.

"Oh wie schön ist das denn bitte", kam sie aus dem Staunen gar nicht mehr raus und wiederholte diesen Schatz gefühlte 50x, bis wir Abends am Ziel ankamen.

 

Der Lykia Yolu ist durchgehend super markiert

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Die Wegbeschaffenheit ist echt super und durchweg perfekt markiert.

Der Wanderweg war super markiert - in kurzen Abständen gab es immer einen rot/weiß markierten Stein. Auch waren alle paar Kilometer Notrufschilder aufgestellt. Auf ihnen stand die Notrufnummer (112) sowie eine Ortungsnummer, die den Standort markiert. Da könnten sich so manch andere Regionen eine Scheibe abschneiden und hatte ich so auch überhaupt nicht erwartet. 

 

Der erste Teil unserer heutigen Etappe führte kontinuierlich bergauf. Mit dem schweren Rucksack war das ganz schön anstrengend und wirklich eingelaufen waren wir auch noch nicht. Für uns alle stellte dies die erste Tour des Jahres dar. Doch wir hatten Zeit, mussten uns nicht beeilen, schossen viele Fotos und redeten viel - schließlich war es ja Urlaub.

 

Die Alltagssorgen sind beim Wandern schnell vergessen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Pause im Schatten - selbst Anfang April waren wir über diesen bereits sehr dankbar.

Gleich mit dem ersten Tag unserer Trekkingtour war ich in Gedanken sooooo weit weg von meinem Alltag. Sicherlich hat die absolut bezaubernde Landschaft und die tollen Gespräche mit meinen Mädels dazu beigetragen. Auch wenn das Bergauf recht anstrengend war, versprühte der Ort eine totale Ruhe. Über der Bucht von Ölüdeniz schwebten die Paraglieder, die vom Baba Dagi starteten. Das Türkis des Meeres, eine Farbe die ich zuhause nicht wirklich in der Natur sehe, versetzte mich in null Komma nichts in eine andere Welt. Ach geht's mir gut :-)

 

Unter einem Olivenbaum machten wir eine Trinkpause. Schatten findet man auf dieser Etappe selten und wir nutzten die Gelegenheit unsere Schultern vom Gepäck des viel zu schweren Rucksacks zu entlasten. Laut Flughafenwage waren es 18 Kilogramm, was auf Dauer echt nicht angenehm ist. Das meiste wog unser Essen, das wir für 8 Tage dabei hatten. Im Nachhinein eine doofe Idee, denn das meiste schleppten wir umsonst und trugen es wieder zurück nach Deutschland. Auf dem Lykischen Weg kommt man sehr gut auch ohne selbst kochen zu müssen aus - die türkische Küche ist überaus lecker und reichhaltig. Schau dazu gerne einmal in meinen Infoartikel, da gebe ich nochmals explizit Tipps dazu.

 

Die scheinbar größte Gefahr auf dem Lykischen Weg

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Kein Haus war hier so wirklich fertig. Überall wurde neu gebaut und das mitten im Nirgendwo.

"Paula, hinter dir läuft ein Hund", meinte Annika etwas besorgniserregend. Unser erster Hund auf dem Lykischen Weg und das gleich nach nicht einmal 3 Stunden. Wir hatten im Vorfeld viel zu diesem Thema gelesen und hatten tatsächlich ein wenig Angst davor. Die Meinungen diverser Blogs ging hier eher in eine ganz bestimmte Richtung:

"größte Gefahr auf dem Lykischen Weg sind die wilden Hunde". 

"Er trägt ein Halsband, bestimmt gehört er zu der Frau die etwas weiter hinten wandert", versuchte ich zu besänftigen.

Dem war nicht so und Tage später wussten wir auch, das ein Halsband überhaupt nichts über den Besitz eines Hundes aussagte und der Großteil tatsächlich wild war. Egal, er war lieb und verkrümelte sich kurze Zeit später auch schon wieder.

 

Wie aus dem Nichts kamen plötzlich einzelne Häuser, die zum größten Teil noch in der Bauphase steckten. Laut Karte befanden wir uns noch nicht im Ort Kozagac. Wer baut hier mitten im Nirgendwo so große Häuser, fragten wir uns nicht ahnend, dass wir uns diese Frage die nächsten Tage noch öfter stellen würden.  

 

Cay und Gözleme, daran könnte ich mich gewöhnen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Pause in Kozagac, mit einer wunderschönen Aussicht auf die Bergwelt.

"Können wir im nächsten Ort schauen ob es irgendwo einen Kaffee gibt?", wollte Annika wissen. Klar, gegen eine kleine Pause hatte keine von uns was einzuwenden.

Im Örtchen Kozagac angekommen, dem einzigen übrigens zwischen Start und Zielpunkt der heutigen Etappe, waren wir überrascht, wie viele Wanderer bereits in dem kleinen Bistro saßen. Auf dem Weg sind wir bisher gar nicht so vielen Menschen begegnet. Wir fanden noch ein Plätzchen mit einer tollen Aussicht auf die Berge, die den Ort zu einer Seite wunderschön einrahmten.

 

Cay (Türkischer Tee) ist natürlich Standard bei einer solchen Pause. Die nächsten Tage werden wir diesen im Überfluss zu uns nehmen. Ein wenig Hunger hatten wir auch und so probierten wir die frisch zubereiteten Gözleme - eine Art Pfannkuchen mit verschiedenen Füllungen. Es war sehr köstlich und bei einem blieb es nicht ;-)

 

Gemütlich geht es weiter nach Kirme

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Kurz geht es auf der Straße entlang, bevor der Wanderweg wieder in einen Pfad übergeht.

Wir hatten das kurz etwas schlechter werdende Wetter ausgesessen und schlenderten nun wieder im Sonnenschein ein Stück auf der breiten Schotterstraße entlang. Rechts neben der Straße entdeckten wir einen netten Trampelpfad, der durch ein Pinienwäldchen führte. Lasst uns auf diesem weiter laufen, schlug ich vor. 

 

Unser letzter Anstieg für heute nach Kirme stand an - danach ging es nur noch gemütlich bergab. Zumindest dachten wir, es würde gemütlich werden. Hättet ihr von Annika und mir ein paar Stunden später wissen wollen, wie der Weg ist, hätten wir mit angstverzerrtem Gesicht sicherlich etwas anderes geantwortet. Dazu aber später mehr - ein bisschen spoilern geht immer... ;-)

In Kirme selbst gab es, anders als im Wanderführer beschrieben, auch nochmals ein kleines Café. Ich denke die nächsten Jahre wird sich an der Infrastruktur hier noch einiges verändert, soviel wie derzeit gebaut wird, dachte ich mir.

 

Das offizielle Etappenziel Faralya erreicht

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Blick ins Schmetterlingstal, der Ort an dem Annika und ich heute übernachten werden.

Der Abstieg nach Faralya ging relativ gut zu laufen. Klar, es ging kurze Stellen steil und etwas geröllig bergab, dafür war es nicht ausgesetzt und wir kamen sehr gut voran.

"Das hier muss die Schmetterlingsbucht sein", stellte ich mit einem Blick in die Karte fest. Annika und ich wollten dort unten an der Bucht heute übernachten. Nathalie und Paula blieben in Faralya und unsere Wege trennten sich ab jetzt. Die beiden wollten den Lykischen Weg etwas ruhiger angehen und auch etwas Sightseeing nebenbei unternehmen. 

 

Wir verabschiedeten uns voneinander, was irgendwie ein komisches Gefühl war. Hier in Faralya ist übrigens auch der offizielle Zielpunkt der ersten Etappe des Lykischen Wegs. Die Schmetterlingsbucht (auch "Kelebekler Vadisi" genannt), ist lediglich eine Extratour, die Annika und ich noch unternahmen und im Nachhinein nicht empfehlenswert ist (zumindest nicht so wie wir es gemacht haben).

 

Das Abenteuer "Schmetterlingstal" nimmt seinen Anfang

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 1 von Ölüdeniz nach Faralya)
Hier ging es uns noch gut und wir genossen die zauberhafte Landschaft.

Von nun an waren wir also zu zweit unterwegs. Das Schild welches hinunter ins Schmetterlingstal zeigte, fanden wir gleich. Anfangs war der Weg auch wirklich wunderschön. Im Hintergrund ragten die Berge empor, an denen wir morgens noch entlang liefen. Nun befanden wir uns auf einem kleinen Pfad der sich durch die Wiese schlängelte, während unter uns die kleine Bucht lag, die uns bereits Vorfreunde aufs Baden machte.

Drei Türken saßen auf der Wiese und genossen ebenfalls den Blick aufs Meer. Sie machten uns darauf aufmerksam, das wir falsch abgebogen sind, wenn wir ins Schmetterlingstal wollten. Der Weg sei gefährlich, meinten sie und schauten uns dabei etwas komisch an. 

 

Als wir dann wieder den richtigen Weg einschlugen, wurde er kurze Zeit später von der Wegbeschaffenheit auch ganz, ganz anders.

 

Kleiner Realitäts-Check gefällig?

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Abstieg ins Schmetterlingstal (Butterfly Valley))
Die erste Kletterstelle hinab ins Butterfly Valley hatte es bereits in sich. Es ging eine senkrechte 10-15 Meter lange Wand hinunter.

"Der Wanderpfad hinunter zum Stand führt durch die stellenweise scheinbar senkrecht abfallende Wand an der Ostseite der Bucht. Die steilsten Stellen sind zwar mit Drahtseilen gesichert, trotzdem sind Trittsicherheit, eine solide Kondition und gutes Wetter absolute Voraussetzungen. Unternehmen sie den Abstecher auf keinen Fall bei Regen, mit schwerem Rucksack auf dem Rücken oder in Begleitung von Kindern", so steht es im Wanderführer geschrieben.

 

Etwas leichtsinnig dachten wir: die Voraussetzungen erfüllen wir ja (abgesehen vom 18 Kilo schweren Rucksack, aber "schwer" ist ja relativ). Auch in den Google-Bewertungen stand nicht, das es extrem schwierig werden würde. Was wir dann tatsächlich vorfanden, war etwas anders. Drahtseile gab es keine. Statt dessen waren normale Seile verlegt, die mal mehr mal weniger gut aussahen und vom Deutschen TÜV niemals freigegeben worden wären. Annikas Federgewicht hätten sie vielleicht noch gehalten, meins sicherlich nicht.

 

Butterfly Valley wir kommen - zwar langsam, aber es geht voran

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Abstieg ins Schmetterlingstal (Butterfly Valley))
Wirklich viele Fotos habe ich beim Abstieg nicht gemacht und die doofen Stellen nicht dokumentiert. Ich hatte anderes im Kopf...

Die erste Kletterstelle kam. Sie sah von oben auch echt machbar aus. "Was meinst du, sollen wir es versuchen?", fragte ich Annika. "Du entscheidest und wenn dir nicht wohl dabei ist, lassen wir es - das ist absolut kein Problem".

Annika hatte eine große Portion Respekt vor dem Klettern und bereits seit Stunden sprach sie immer wieder über das nun bevorstehende Abstiegsstück. "Ich mag es probieren, ich mach einfach langsam", antwortete sie mit leicht zittriger Stimme. 

 

Stück für Stück bewegten wir uns so das ca. 10-15 Meter lange Wandstück hinab. Es gab zum Glück sehr gute Tritt- und Haltemöglichkeiten im Fels, sodass man sich auf das Seil nicht unbedingt verlassen musste. Annika machte es toll und wenn sie mal nicht weiter wusste, zeigte ich ihr die passenden Tritte. Tatsächlich ist das Klettern eine ganz andere Nummer, wenn man einen schweren Trekkingrucksack auf dem Rücken hat, der einen schon mal aus dem Gleichgewicht bringen kann.

 

Euphorie, die uns anspornt

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Abstieg ins Schmetterlingstal (Butterfly Valley))
Hoch konzentriert steigt Annika die Felswand hinab.

"Puhhh, wir haben es geschafft", schnaufte ich erleichtert, als auch Annika neben mir wieder auf sicherem Boden stand.

"Meine Beine haben ganz schön gezittert", gestand Annika. "Aber cool, das wir es gemacht haben".

 

Voller Euphorie ging es auf einem Pfad weiter bergab. Beide hatten wir das tolle Gefühl, die schwierigste Stelle bereits gemeistert zu haben, bis wir an der nächsten senkrechten Felswand standen. Ok, die sieht ehrlich gesagt etwas kritischer aus - deutlich weniger Griffe und Tritte, dachte ich in Gedanken. Wieder stellten wir die Frage an uns selbst, ob wir das wirklich machen wollten. Beide dachten wir, dass wir jetzt schon so weit gegangen waren und es sich dabei bestimmt um das aller letzte schwere Stück handeln würde.

 

Ohne sich richtig ins Seil zu hängen, ging es dieses Mal nicht. Bitte, bitte halte uns, betete ich innerlich. Annika sprach laut aus, was ich die ganze Zeit über hoffte. Auch dieses Stück war wieder recht lang und in der Kletterschwierigkeit würde ich es als UIAA III bewerten. 

 

Ruhe bewahren, auch wenn es innerlich anders aussieht

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Abstieg ins Schmetterlingstal (Butterfly Valley))
Blick hinunter zum Paradies der Schmetterlingsbucht.

Nervlich waren wir mittlerweile echt durch - Annika aus Angst vor dem Klettern und ich aus Angst um Annika. Klar hatte ich als deutlich Ältere und doch auch Erfahrenere was das Bergsteigen angeht die Verantwortung für sie. Und überhaupt hätte ich mir das nie verzeihen können, wenn ihr hier was passiert wäre. Natürlich konnte ich ihr meine Angst und Sorge nicht zeigen - das wäre in der Situation absolut nicht von Vorteil gewesen.

 

Also versuchte ich Ruhe in die Lage rein zu bringen und ihr die Aussicht auf einen wunderschönen Platz, der uns unten erwarten würde aufzuzeigen. Zurück konnten wir mittlerweile eh nicht mehr, denn die Sonne stand schon recht tief. Und überhaupt war ich mir mittlerweile alles andere als sicher, wie wir am nächsten Tag da wieder hoch kommen sollten. Aber egal, das schieb mal zur Seite, redete ich mir ein und konzentriere dich jetzt erstmal auf den sicheren Abstieg.

 

Besser die Flasche fällt als wir

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Abstieg ins Schmetterlingstal (Butterfly Valley))
Durchaus alpines Gelände, was wir da vorfanden.

Eine weitere Seilstelle kam (vielleicht auch noch zwei, das weiß ich nicht mehr so genau). Drei Personen die von der Bucht hoch kletterten warteten bis wir die Passage überwunden hatten. "Ist der Campingplatz unten überhaupt offen", fragte ich eine Deutsche. "Ja ist er und es gibt auch Essen", beruhigte sie uns. Das wär's jetzt echt noch gewesen, wenn der Campingplatz zu gehabt hätte. Schließlich sind wir noch außerhalb der Saison unterwegs.

Mit den Worten: "eine Kletterstelle kommt jetzt keine mehr. Ab jetzt wird es einfacher", verabschiedete sich die Deutsche von uns. Sie hatte lediglich einen kleinen Tagesrucksack mit Trinken dabei, das ihr beim Klettern rausgefallen war und den Hang hinunter purzelte. 

 

Ob es wirklich einfacher wurde, ist Geschmackssache. Seile kamen keine mehr, allerdings weitere extrem ausgesetzte Stellen. Kleine, rutschige Steinchen machten die kraxelige Angelegenheit nicht besser und wieder trieb es unseren Puls nach oben (der sich die kompletten 1,5 Stunden Abstieg auch nicht mehr erholte).

 

Geschafft, in vielerlei Hinsicht

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Schmetterlingstal Faralya (Butterfly Valley)
Das Schmetterlingstal ist gerade in der Vorsaison eine kleine Oase.

Um 17:15 Uhr war unsere Tortur endlich zu Ende. Wir lagen uns in den Armen und waren überglücklich, dieses Abenteuer im wahrsten Sinne des Wortes überlebt zu haben (und das ist echt nicht übertrieben). Unsere Kleidung war schweißgetränkt und Annikas Beine zitterten den ganzen Abend noch ununterbrochen weiter.

 

Ab jetzt konnten wir immerhin entspannen und wurden rundum gut versorgt. Im Schmetterlingstal gibt es wirklich nur den "Butterfly Valley Beach Glamping", der neben einem kleinen Laden, einer Bar, einem Restaurant, Duschen und WC`s auch kleine Holzbungalows zum nächtigen anbietet.

Natürlich kann man hier auch mit seinem eigenen Zelt übernachten. Die Saison startet eigentlich erst im Mai und so waren wir neben den Volunteers die einzigen Übernachtungsgäste. Als wir ankamen, wurden wir gleich von 3 hilfsbereiten Türken begrüßt. Wir nannten sie liebevoll "Aladin und seine Kumpels". 

 

Ankunft im Paradies

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Schmetterlingstal Faralya (Butterfly Valley)
Die Strapazen haben sich immerhin gelohnt. Einen schöneren Zeltplatz kann ich mir nicht vorstellen.

Sie konnten es kaum glauben, das wir mit unseren schweren Rucksäcken die Schlucht hinab geklettert sind. Das sprach sich schnell auf dem kleinen Platz herum und spätestens am nächsten Morgen waren wir zwei eine kleine Berühmtheit (dazu im nächsten Etappenbericht mehr ;-).

Der Campingplatz ist für türkische Verhältnisse recht teuer. Regulär hätten wir pro Person für unser eigenes Zelt inkl. Frühstück und Abendessen 50€ bezahlen müssen. Da offiziell noch nicht eröffnet war, bekamen wir einen Rabatt von 10€. Das Essen ist obligatorisch immer mit dabei und kann auch nicht abbestellt werden. 

 

Der Traumplatz am Strand war uns das Geld wert und wo anders hin hätten wir eh nicht mehr können. Im Sonnenuntergang bauten wir unser Zelt zwischen den Mohnblumen und einem alten Traktor auf, der als Kunstwerk am Strand stand. Von Aladin und seinen Kumpels bekamen wir noch Wolldecken, da die Nacht wohl kalt werden sollte.

 

Es wird doch noch alles gut

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Schmetterlingstal Faralya (Butterfly Valley)
Im Sonnenuntergang im Meer - was gibt es schöneres

Egal wie platt wir auch waren: einmal ins Meer springen musste auf jeden Fall sein. Wir hatten den Strand ganz für uns alleine. Das rauschende Meer war vom Licht der untergehenden Sonne in Lila- und Blautöne getaucht - einfach nur wahnsinnig schön dieser Ort und diese Zeit. Wir waren absolut im Glück und genossen das frische Wasser.

 

All zu lange hielten wir es nicht aus, denn die Wassertemperatur ist Anfang April noch recht kalt. Unserer Seele und unseren vom Klettern beanspruchten Waden tat es total gut. Nach der warmen Dusche im Anschluss fühlten wir uns wie neugeboren.

 

Kraftreserven auffüllen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Schmetterlingstal Faralya (Butterfly Valley)
Abendessen mit mit der Mieze vom Butterfly Valley

Man hatten wir einen riesen Hunger!!! Die Angst beim Abstieg hatte unsere Kraftreserven zusätzlich ordentlich beansprucht. Das reichhaltige Abendessen mit Suppe, Salat, Reis, Eintopf, Brot und eingelegtem Gemüse ließ uns wieder neue Kraft schöpfen. Eine Mieze war auch mit am Tisch und leistete uns Gesellschaft. Die war viel aufdringlicher als der Hund von heute morgen, dachten wir uns beide.

 

Ein rumänischer Volunteer gab uns illegalerweise den wlan Code. So konnten wir auch die besorgte Nachricht von Paula lesen, die uns folgendes schrieb: "Somebody told us that the municipality removed the rope because it's dangerous. If this is true and if you don't find the rope, hike back up und don't continue hiking downwards..."

Unsere Antwort war: "der Weg war schwierig, aber wir haben es geschafft. Wir haben ein bisschen Angst morgen wieder hoch zu klettern. Wir hoffen es klappt alles."

 

Fortsetzung folgt...

 

Wichtige Info!!!

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Schmetterlingstal Faralya (Butterfly Valley)
Ob es in der Hauptsaison hier so idyllisch ist - keine Ahnung. Wohl eher nicht.

Der Ort hier unten im Butterfly Valley ist absolut traumhaft. Allerdings ist der Abstieg durch die Felswände definitiv nicht zu empfehlen, das möchte ich an dieser Stelle nochmals eindringlich erwähnen. Mit einem Tagesrucksack und Klettererfahrung ist es gut machbar, nicht aber mit Trekkingrucksäcken. Es kommt nicht selten vor, das hier Leute auch wirklich abstürzen. Einen anderen, einfacheren Weg gibt es nicht. Die einzige Alternative ist mit dem Schiff von Ölüdeniz hier her zu fahren. Genau dazu würde ich auch raten. In der Hauptsaison verkehren hier regelmäßig zahlreiche Ausflugsboote. 

 

Laut Mehrzahl der Google-Bewertungen ist der Ort hier im Sommer allerdings völlig überlaufen, was ihm sicherlich seinen Charme nimmt. 

 

Den Übersichtsartikel mit Tipps und weiteren Infos zum Lykischen Weg findet ihr hier.

Ihr wollt die Tour auch gehen? Hier findet ihr den GPX-Track zur 1. Etappe des Lykischen Weg:

Outfit-Tipps gefällig? Hier findest du jeweils einen Artikel zum perfekten Wandersocken und Funktionswäsche (Baselayer). 

Tipps für den perfekten Wandersocken.
Tipps für die perfekte Funktionswäsche (Baselayer).

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Puls der Freiheit Newsletter

Facebook

Instagram

Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.