Mallorca Etappe 11 des GR 221 - vom Font des Noguer nach Lluc

Unsere letzte Etappe steht bevor: voll gefüllt mit landschaftlichen und kulturellen Highlights

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Auch unsere letzte Etappe lässt mich vor Freude und tollen Eindrücken strahlen.

"Die 11. Etappe gehört zu den eindrucksvollsten Touren, die man auf Mallorca unternehmen kann" - so steht es im Wanderführer geschrieben. Na das ist doch ein prächtiger Abschluss unseres Trekkingabenteuers, dachten wir uns.

 

Die Etappe hält was sie verspricht. In den höheren Lagen der Serra de Tramuntana verläuft unser idyllischer Weg. Neben dieser wunderbaren Gebirgslandschaft, haben wir außerdem fantastische Ausblicke auf die Buchten von Alcúdia und Pollenca. Historische Zeitzeugen, die sogenannten Eiskeller und Schneehäuser, finden wir immer wieder abseits des Weges. Highlight ist sicherlich auch das Kloster Lluc, welches am Abend bei unserer Ankunft fast menschenleer ist - eine Seltenheit bei diesem touristischen Hotspot.

 

Die Etappe ist durchweg perfekt beschildert - Orientierungssinn brauch man hier keinen. Allerdings ist schon etwas Kondition gefragt, denn es geht teilweise steil bergauf.

Ein toller Start in den Tag, auf dem GR221

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Schlafplatz ordentlich verlassen - das ist natürlich selbstverständlich.

Ich hatte die Nacht richtig gut geschlafen. Unser Zelt hatte einen perfekt-ebenen Platz und ich fühlte mich sicher. Die Schafe die hier ebenfalls um uns herum nächtigten, blökten in der Nacht immer mal wieder. Irgendwie war das beruhigend und ich war glücklich, unsere letzte Nacht auf dem GR221 so entspannt verbracht zu haben.

 

Wir packten in der Früh unsere Sachen zusammen und setzten uns an einen der Tische auf dem Picknickplatz. Dank der Quelle hatten wir hier genug Wasser und konnten uns so ein leckeres Birchermüsli, inklusive einem Tee kochen. Während wir am Kochen waren, kamen vier Parkranger auf den Platz. "Oh shit, hoffentlich bekommen wir jetzt nicht Ärger", sagte ich zu Michael. Wildzelten ist auf Mallorca nämlich nicht wirklich erlaubt. Wir hatten zwar bereits alles abgebaut, trotzdem war es offensichtlich, dass wir hier geschlafen hatten. Immerhin waren wir so früh unterwegs, dass es zu dieser Uhrzeit noch keinen Bus gab, der hier her fuhr.

 

Die Farben der Serra de Tramuntana leuchten bereits am Morgen

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Der Puig Major ist mit der Radarkuppel auf dem Gipfel gut zu erkennen. Vor ihm liegt der Gorg Blau Stausee.

Mit einem freundlichen "Ola" begrüßten wir die Ranger, sie erwiderten unsere Geste ebenfalls mit einem Lachen und gingen ihrer Arbeit nach. Sie störte es überhaupt nicht, dass wir hier waren. So genossen wir unser Frühstück und liefen um 9 Uhr gemütlich los.

 

Das erste Teilstück bis zum Gorg Blau Stausee verlief im Schatten. Die Temperaturen am Morgen waren wirklich noch frisch und die Luft angenehm kühl. Entlang des Wasserkanals, der das Wasser vom Gorg Blau in den Cuber Stausee befördert, ging unser Weg entlang. Bald schon hatten wir einen wunderschönen Blick auf den Gorg Blau See, der noch im Schatten lag. Die umliegenden Berge glänzten bereits in der Sonne - so auch der höchste Berg der Insel, der Puig Major. Seine Radarkuppel auf dem Gipfel blitzte im Sonnenlicht. 

 

Steineichen, Schafe und Ziegen - typisch für den GR221 auf Mallorca

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Der Weg durch den Wald war wirklich urig.

Nach einer Weile kamen wir in einen für den GR221 typischen Steineichenwald. Hier und da sprangen Ziegen zwischen den Mäuerchen entlang und Schafe beobachteten uns aus sicherer Entfernung. Wir genossen die Ruhe, die in Lluc sicherlich nicht mehr vorzufinden war.

 

Nach und nach trafen wir auf andere Wanderer, die vermutlich im nahegelegenen Refugi Tossals Verds nächtigten. Der offizielle GR221 wäre vom Cuber Stausee bis zu diesem Refugi gegangen. Die angenehme Stille war dann auch schnell vorbei, als wir 4 Französinnen begegneten. Sie quasselten wirklich unaufhörlich in einer ordentlichen Lautstärke. "Lass uns eine Pause machen", schlug Michael vor, "dann haben wir das Geschnatter los". Das war eine gute Idee, denn unsere kleine Auszeit lag genau vor dem kommenden Passanstieg.

 

Nicht umsonst ist die Serra de Tramuntana UNESCO Weltnaturerbe

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Das Dissgras kitzelt uns an den Füßen, auf diesen schmalen Bergpfaden.

Schritt für Schritt ging es unserem letzten Pass entgegen. Der Weg zog sich gefühlt ewig oder unsere Beine waren einfach von den vergangenen Tage müde geworden. Irgendwann ging es auch aus dem Wald heraus und wir liefen in der prallen Sonne. Nach dem erreichen der Baumgrenze öffnete sich die Landschaft und wir erhielten einen sagenhafte Blick auf die Berge der Serra de Tramuntana. 

 

Der schmalen Pfad schlängelte sich traumhaft durch die Hänge voller Dissgras und lila blühenden Erika. Bald darauf erblickten wir auch das Meer. Sogar die Bucht von Alcúdia, Port de Pollenca und die Halbinsel Formentor waren zu erkennen. Für eine solche Aussicht lohnen sich alle Mühen, stellten wir glücklich fest.

 

Historische Überbleibsel am Wegesrand des GR221

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Noch einmal die Aussicht genießen - die Bucht von Alcúdia und Port de Pollenca sind zu erkennen. Sogar die Halbinsel Formentor ist zu sehen.

Nachdem wir den Coll des Prat erreicht hatten, ging es ein kleines Stück bergab, bevor der kleine Anstieg zum letzten Pass auf dem Programm stand. Entlang dieser Etappe findet man hin und wieder auch einige alte Schneehäuser und Eiskeller, die bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt wurden. Hier konnten die Menschen früher bis in den Sommer hinein Eis lagern, um damit in Palma oder anderen Orten Lebensmittel zu kühlen.

 

Eine Abkühlung wäre jetzt auch nicht schlecht gewesen, gab es aber weit und breit nicht. Kein bisschen Schatten war vorhanden und der Wanderführer riet nicht umsonst dazu, viel zu trinken und sich mit Sonnencreme einzuschmieren.

 

Welche Etappe des Fernwanderwegs GR221 auf Mallorca ist wohl die Schönste?

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Da müssen wir noch runter. Was ist euch lieber? Bergauf oder bergab?

Auf den letzten Etappen des GR221 war deutlich mehr los, als auf den Ersten. Das stellten wir am heutigen Tag ebenfalls wieder fest. "Was war deine Lieblingsetappe?", wollte Michael von mir wissen. Ich tat mich schwer mit einer Entscheidung. "Keine Ahnung, sie waren alle total schön und jede hatte etwas besonderes". Da ich es gerne einsam mag, empfand ich tatsächlich die ersten Etappen ein wenig schöner - landschaftlich waren sie allesamt top :-).

 

Wir kamen auf dem Coll d'En Galileu an - unserem letzten Pass während unseres Trekkings. Wir genossen noch einmal ausgiebig die Aussicht. Unter uns lag bereits unser Ziel - das Kloster Lluc. Ganz schön weit geht es bis dahin noch runter.

 

Der Reitweg schlängelt sich hinab bis zum Kloster Lluc

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Immer an der Felswand entlang, schlängelt sich der Weg weiter ins Tal.

Von nun an ging es ca. 2,5 Stunden ausschließlich bergab. Mit viel Gepäck auf dem Rücken, ist das nicht gerade knieschonend und ich war wieder einmal froh um meine Trekkingstöcke. Lange Zeit hatte ich mich dagegen verwehrt. Nach zwei Knie OP's und dem Rat der Ärzte, hatte ich mir dann doch welche angeschafft und laufe mittlerweile sehr gerne mit ihnen. 

 

In steilen Kehren geht es auf dem historischen Reitweg "Voltes d'En Galileu" immer tiefer ins Tal. Der Weg wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf Anordnung von Antoni Català, der Galileu genannt wurde, angelegt. Er diente dazu, um zu den Eiskellern zu gelangen, die hier in der Region bewirtschaftet wurden. Vor ungefähr 100 Jahren, als die Eiskeller nicht mehr genutzt wurden, verfiel der Weg mehr und mehr. Erst in den letzten Jahren wurde der Weg wieder restauriert und erfreut nun eine Vielzahl an Wanderer.

 

Der nicht enden wollende Abstieg

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Die Ziegen habe ihre Freude am Bäumeklettern

 Puhhh, der Abstieg zog sich wirklich ewig und ich wurde zusehend quengeliger. Vermutlich kam uns der Weg deswegen auch so lange vor, da sich die Abstiegswege auf dem GR221 oft ähneln:

auf Pflastersteinen steil bergab durch einen Steineichenwald. Die Landschaft um einen herum ändert sich nicht wirklich und gefühlt kommt man überhaupt nicht voran. Lediglich ein paar Schafe und Ziegen, die wir im Wald erblickten, boten etwas Abwechslung.

 

Wir vertrieben uns die Zeit mit Geschichten erzählen und plötzlich war er da, der Geruch von Pommes...

 

Willkommen in der Zivilisation

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Unser Willkommensschild nach 9 Tagen Trekking - mich hat es jetzt nicht wirklich umgehauen ;-)

"Die Zivilisation kann nicht mehr weit sein", sagte ich zu Michael. Tatsächlich stießen wir kurze Zeit später auf eine Asphaltstraße und wurden mit einem Schild mit der Aufschrift "Kühles Bier" empfangen. Ok, etwas ernüchternd war der Empfang irgendwie schon, umso mehr schätzten wir die vergangenen Tage, die wir erleben durften.

 

Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten fanden wir den Campingplatz, der sich unmittelbar neben dem Kloster Lluc befand. "Krass, nur 2 Zelte stehen hier", stellte ich verdutzt fest. Der Platz war wirklich toll und mit 5€ Übernachtungsgebühr pro Person auch noch total günstig. Im Informationszentrum der Serra de Tramuntana, das sich unweit des Campingplatzes befindet, checkten wir ein und bauten zum letzten Mal unser Zelt auf.

 

Das Kloster Lluc leert sich am Abend

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Dieser Empfang ist schon viiiiiiiiiel besser :-)

Wir gönnten uns erstmal einen Happen zu Essen, bevor wir einen Rundgang durch das Kloster machten. Es war bereits Abend und die letzten Touristenbusse fuhren ab. Nach und nach leerte sich das Kloster und die umliegenden Bistros - wir saßen sogar alleine im Café, genossen unseren Kuchen und die geliebte Ruhe.

 

Das ist wirklich ein Tipp, den ich euch ans Herz legen kann: bleibt definitiv noch eine Nacht hier in Lluc und schaut euch das Kloster in Ruhe am Abend an. Ihr werdet die Klosteranlage sogut wie alleine für euch haben und das ist echt eine ganz besondere Stimmung. Eintritt kostet die Klosteranlage nicht und ihr habt wirklich alle Zeit der Welt, um alles zu erkunden.

 

Ein gebührender Abschluss unseres Trekkings auf dem Klosterberg Lluc

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Mallorca ist so viel mehr als Ballermann und Party.

Das Kloster Lluc wurde Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet. Im Laufe der Geschichte wurde es mehrfach beschädigt, sodass der heutige Bau aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt. Das Kloster liegt abgeschieden in einem Talkessel der Serra de Tramuntana im Bezirk Escorca. Escorca ist der größte und gleichzeitig der am wenigsten besiedelte Bezirk Mallorcas. 

 

Beschwingt liefen wir noch hinauf zum Klosterberg - wie leichtfüßig wir doch ohne Rucksack waren ;-)

Von hier oben hatten wir nochmals einen wunderschönen Blick auf das Gebirge. Noch lange hingen wir unseren Gedanken nach und ließen die vergangenen Tage im Geiste Revue passieren. Einen schöneren Abschluss hätte ich mir nicht wünschen können.

 

Gemütlicher Ausklang auf dem Campingplatz

Mehrtagestrekking auf dem GR221 auf Mallorca - Etappe 11 der Wanderung von Tossals Verds zum Kloster Lluc.
Ein letztes Mal trage ich das Erlebte der heutigen Etappe in mein Tagebuch ein.

Zurück am Campingplatz, genossen wir die heiße Dusche, die so unbeschreiblich gut tat. Mein verspannte Nacken lockerte sich etwas, während das heiße Wasser über ihn floss. 

In der Dunkelheit kamen dann doch noch ein paar andere Wanderer und Biker auf den Platz. Gemeinsam saßen wir im Schein unserer Stirnlampen auf den Holzbänken und erzählten jeweils von unseren Abenteuern.

 

Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass die nächsten beiden Etappen des GR221 nach Pollenca und Port de Pollenca weitergehen würden. Wir sparten uns diese Etappen, da wir von einigen hörten, sie seien nicht wirklich schön und würden überwiegend neben der Straße verlaufen. Statt dessen gönnten wir uns noch ein paar Tage im Hotel und erkundeten weiter die Insel mit Tageswanderungen.

 

Ihr wollt die Tour auch gehen? Hier findet ihr den GPX-Track der 11. Etappe des GR221 auf Mallorca:

Du verbindest Urlaub gerne mit Wandern? Dann hab ich hier einen Tipp für dich:

Der Lykische Weitwanderweg (auch "Lykia Yolu" genannt), führt über 26 Etappen auf 509 Kilometern an der türkischen Mittelmeerküste von Fethiye nach Antalya. Wer nach einem außergewöhnlichen Trekkingerlebnis, in einer fantastischen Landschaft sucht, der ist hier genau richtig. Einen ausführlichen Bericht, viele Bilder und die GPX-Tracks findest du ebenfalls hier bei mir auf dem Blog.

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Kommentare: 2
  • #1

    Oliver (Mittwoch, 09 März 2022 11:54)

    Wir waren erst vorletzte Woche in dieser traumhaft schönen Gegend unterwegs. Wenn ich Deine Fotos sehe, will ich sofort wieder in den Flieger steigen!
    Wenn man den GR221 mit einem letzten "Höhepunkt" abschließen mag, lohnt sich die Besteigung des Tormir. Den hast Du auf mehreren Deiner Fotos beim Blick Richtung Polenca drauf. Der Zustieg zweigt bei einer Schranke am Coll des Pedregaret vom GR221 ab.
    Vom Tormir schaut man über beide Buchten im Osten und den ganzen Süden der Insel - sagenhaft! Kann man als Tagestour von Lluc aus machen - und am besten mit leichtem Gepäck, denn am Gipfel ist ein bisschen Kraxelei am Drahtseil dabei und der Rückweg führt teils fast weglos durch dichte Vegetation.

  • #2

    Markus (Samstag, 04 März 2023 17:52)

    Hallo ihr zwei!
    Toller Wanderbericht! Habe ihn vom Anfang bis Ende mit Genuss gelesen. Sehr schöne Bilder! Möchte den Weg diesen April gehen.

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