Los geht's
Unser erster Trekking Tag stand bevor. Insgesamt waren wir 12 Tage unterwegs, über 130 Kilometer und fast 9.000 Höhenmeter legten wir zurück, atmeten die dünne Luft aus 5.675 Metern Höhe ein und erfuhren vieles über Land und Leute. Einige aus unserer Gruppe mussten wir verabschieden und trafen sie später wieder.
Strapazen wie bittere Kälte und Krankheit blieben uns nicht erspart. Auch die hygienischen Verhältnisse waren nicht jedermanns/fraus Sache. Wir teilten Ängste und Sorgen mit unserer Gruppe, aber auch mit unseren Guides und Portern. Viele prägende und tolle Momente erlebten wir gemeinsam und wuchsen immer mehr zusammen. Nicht zuletzt die atemberaubende Natur und die höchsten Berge der Welt, ließen uns staunen.
Los geht es heute von Lukla nach Phakding. Der erste Tag war nicht wirklich anstrengend. Dafür ist der Inlandsflug nach Lukla, dem gefährlichsten Flughafen der Welt, ein wahnsinniges Erlebnis (ob ich es so schnell wieder erleben möchte, lass ich mal dahingestellt...)
Die längsten 30 Minuten meines Lebens
Erst mal mussten wir überhaupt nach Lukla kommen, dem Ausgangspunkt unserer Everest-Trekkingtour. Die für mich schlimmsten Stunden standen an - stundenlange Warterei im völlig überfüllten Flughafen in Kathmandu, Chaos beim einchecken und natürlich der Flug mit der kleinen Propellermaschine zum gefährlichsten Flughafen der Welt - Lukla.
Wir saßen schon mit zwölf anderen Reisenden in der Maschine, die auf dem Rollfeld stand. Die Motoren dröhnten, es roch irgendwie nach Kerosin, meine Hände waren schweißnass, meine Augen suchten das Flugzeug nach irgendwelchen Mängeln ab, die ich zum Glück nicht fand und vermutlich auch gar nicht hätte beurteilen können, doch das Flugzeug flog nicht los. Die längsten 30 Minuten meines Lebens verbrachte ich wartend, zitternd und mich feuchten Augen auf dem Rollfeld, bis es endlich los ging.
Auf Sicht fliegen
Der Abflug war erstaunlich ruhig. Leider war die Sicht nicht gut - die weißen Riesen versteckten sich hinter einer dicken Wolkendecke. "Die Piloten fliegen in Luka nur auf Sicht. Wenn es bewölkt ist, erhalten sie keine Starterlaubnis", hörte ich noch Guido, unseren Reiseorganisator sagen, der uns vor Abflug noch einige Dinge mitteilte, bevor Micha und ich alleine in die Maschine stiegen. Der andere Teil unserer Gruppe flog mit dem nächsten Flugzeug. Oh je, dachte ich und betete innerlich, dass alles gut geht. Auf einmal packte der Co-Pilot seine Vesperdose aus und machte erstmal Frühstückspause. Na dann müssen es sichere Verhältnisse sein, dachte ich mir und war etwas beruhigter.
Die Landebahn kam in Sicht. Wir hatten einen super Blick aus dem Cockbit. Ich schaute allerdings nur kurz hin und machte dann die Augen zu.
Landung in Lukla
Tatsächlich spürte ich das Aufsetzen der Maschine auf der Landebahn kaum. Sekunden später wich alle meine Anspannung von mir. Mir stiegen ein paar Tränchen in die Augen, so froh war ich, dass wir gut gelandet sind und nichts passiert ist.
Als ich übrigens wieder zu Hause in Deutschland war, recherchierte ich ein bisschen über den Flughafen (zum Glück hab ich das nicht vor der Reise gemacht). Mehrmals im Jahr stürzen hier wirklich Flugzeuge ab. Die größte Gefahr ist, die Landebahn nicht richtig zu erreichen - viele zerschellen am Berg unterhalb der Landebahn. Außerdem ist das Rollfeld extrem kurz. Schafft man es nicht, die Geschwindigkeit des Flugzeuges schnell zu drosseln, knallt man an die Wand im Berg.
Erleichtert stiegen wir aus und warteten oberhalb des Rollfelds auf unsere anderen Mitreisenden.
Die Warterei geht weiter
Lukla liegt bereits auf 2.840 Metern Höhe. In Kathmandu sind wir auf 1.400 Meter gestartet und am Tag zuvor waren wir noch in Deutschland auf nicht mal 300 Metern. Die Höhenverhältnisse sind hier also komplett anders. Der ein oder andere wird dies während des Trekkings auch noch spüren.
Wir waren vollständig - 15 abenteuerlustige Trekker, 2 junge Guides und 8 kräftige Porter (Träger). Nachdem wir unsere großen Rucksäcke für die Porter klar gemacht hatten, ging es endlich los. Doch die Warterei ging weiter. Nach einer Runde um das Rollfeld wollten unsere Guides unbedingt noch, dass wir einen Tee in einer Lodge tranken. Die Besitzer waren mit ihnen verwandt und vermutlich wollten sie einfach noch ein bisschen was dazu verdienen.
Am Schalter, an dem wir unser Permit bezahlen mussten (sozusagen das Eintrittsgeld), hieß es wieder Warten und ein paar Meter weiter, wo das Permit kontrollierte wurde nochmal. Oh man, so langsam reicht's mir - ich will los...
Gemütliche Wanderung
Endlich war es so weit. Ein kleines Tor eröffnete uns den Weg für die nächsten 12 Trekkingtage. Gemütlich ging es auf einem gepflasterten Weg bergab. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob ich durch einen Urwald lief - von den Bäumen hingen Farne oder Geflechte und die Luftfeuchtigkeit war recht hoch. Da der Weg nicht anstrengend war, konnte ich mich gut mit den anderen unterhalten und sie besser kennen lernen.
Dann kam der Regen und es wurde ungemütlich. Die gepflasterten Wege wurden übelst rutschig. Oft war es besser, bergab am Rand auf der Erde zu laufen. Das sollte jedoch unser einziger, verregnete Tag während unseres gesamten Trekkings sein.
Das Leben in den Dörfern
Immer wieder kamen wir durch kleine Dörfer. Die Everest-Trekking Route ist sehr bekannt und stark frequentiert. Die Dörfer, die unmittelbar an der Trekking-Route liegen, profitieren von diesem Tourismus. Fast alle Häuser haben kleine Restaurants mit Tee und Essen oder Verkaufsständen mit Chips, Süßigkeiten, Riegeln, Toilettenpapier und teilweise Trekking-Kleidung.
Es fiel mir gleich auf, dass die Häuser hier wesentlich fortschrittlicher gebaut sind, als im Mustang-Gebiet, wo ich vor 2 Jahren unterwegs war. Fast alle Häuser hatten Blechdächer und oft betonierte Außenmauern. Leider genießen die Dörfer außerhalb der Route diesen Wohlstand nicht. Später erfuhren wir von unseren Guides, wie das Leben auf den Dörfern außerhalb zu geht. Beide stammen aus armen Familien, die das harte Leben hautnah kennen.
Mani-Steine
Typisch für viele Abschnitte der Everest-Runde, sind die Mani-Steine, die den Weg schmücken. Manisteine sind Steine, die mit heiligen Texten oder Gebeten verzieht sind. Aufwändig werden die Schriftzeichen in die Steine geklopft und teilweise gefärbt. Im Everest-Gebiet waren die Steine meist schwarz angemalt und die Schriftzeichen hoben sich in einem strahlenden weiß ab.
Es war total schön, um diese heiligen Steine herum zu gehen. Sie stimmten mich sehr auf diese Reise ein, auch wenn ich nicht verstanden habe, was auf ihnen stand. Auch einige kleine Stupas sind auf der Strecke zu sehen.
Kurz vor unserem Ziel "Phakding" fing es an zu hageln. Die Körner peitschten uns ins Gesicht und auf die Hände. Einige moserten etwas rum. Ich fand es irgendwie cool :-P
Ankunft in Phakding
Nach 3 Stunden gemütlichem Laufen, kamen wir in Phagding auf 2.610m an. Wir bezogen die Zimmer in unserer Lodge, zogen unsere nassen Klamotten aus und wärmten uns an dem kleinen Kanonenofen im Aufenthaltsraum. Was für ein Luxus - ein beheizter Aufenthaltsraum :-)
Ich freute mich total, denn beim Mustang-Trekking gab es sowas nicht. Dort saßen wir damals immer mit allen Kleidern, die wir dabei hatten (oft inklusive Schlafsack) in der Lodge und froren immer noch.
Nach einer ordentlichen Portion Dal Bhat, dem Nationalgericht der Napali, war uns warm. Dal Bhat ist übrigens Reis mit einer Linsensauce, einem Curry (oft aus Gemüse), Saak (ähnlich wie unser Spinat) und einem knusprig, frittierten Brot aus Kichererbsenmehl. Sehr lecker das ganze und man bekommt überall in Nepal Nachschlag, bis man satt ist.
Mit vollem Bauch ging es dann ins kühle Bett.
Den GPX-Track findet ihr hier:
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Alexander Wolf (Freitag, 02 Februar 2018 16:01)
Ein sehr sehr schön geschriebener Beitrag und richtig tolle Bilder Myri. Das macht sofort Lust auf mehr...Dankeschön �
Myriam (Sonntag, 04 Februar 2018 13:40)
Hallo Alex,
vielen lieben Dank. Vielleicht verschlägt es dich auch mal nach Nepal. Du bist ja auch viel unterwegs.
LG Myri