Nepal Mustang Trekking Tag 10 - von Syanboche nach Tsugsang

Sorgen und Ängste

Heute ging es von Syanboche nach Tsugsang. Zweidrittel unserer Trekking-Strecke hatten wir am Ende des Tages geschafft. Fünf weitere Tage werden noch folgen. Bisher hatten wir knapp 130 Kilometer und fast 8.000 Höhenmeter hoch und runter zurückgelegt. Ich fühlte mich fit, auch wenn ich an einem Tag einen kleinen Durchhänger abends hatte.

 

Meine größte Sorge, gesundheitliche Probleme zu bekommen, hatte sich zum Glück bisher nicht bestätigt. Meine Knie sind nicht mehr die besten, bzw. waren es noch nie. Zwei Wochen nach unserem Nepal-Trekking sollte ich operiert werden. Das andere Knie war im Jahr davor schon unter dem Messer. Diese doofen Knie halten mich nicht vom wandern und bergsteigen ab und ich hoffe das wird noch lange so bleiben.

Auch hatte ich bisher keine Bauchschmerzen, das war nämlich meine nächste Sorge. Zwei Monate vor unserem Nepal Urlaub hatte ich eine Blinddarm-OP und war mir gar nicht sicher, ob der Urlaub überhaupt stattfinden konnte.

 

Jetzt nerv ich euch aber nicht länger mit meinen ganzen Sorgen, die eh nicht eintraten. Aber wie man sieht, gehen einem während eines solchen Trekkings ganz schön viele Fragen im Kopf rum - naja, vielleicht auch nur mir ;-)

Gebetsfahnen auf dem Yamda-La Pass

Michi und ich auf dem Yamda-La Pass
Michi und ich auf dem Yamda-La Pass

Nach meinem Desaster vom Vortag schlief ich sehr, sehr gut. War von meiner Verirrungs-Aktion auch ziemlich platt gewesen.

 

Gestärkt mit einem leckeren Apple-Pancake zum Frühstück, ging es um 08:30 Uhr los. Gleich zu beginn ging es erst mal steil bergauf zum Pass "Yamda-La" auf 3.960 Metern. Der Pass war mit vielen Gebetsfahnen geschmückt, die vom Wind schon teilweise wegflogen. Ich hob eine auf und machte sie an einem Band fest. Das war tatsächlich meine erste Gebetsfahne die ich in Nepal anbrachte.

 

Außerdem hatten wir einen tollen Ausblick in die Chungsi-Schlucht. Durch diese kamen wir vor ca. einer Woche hinauf nach Syanboche. Kaum zu glauben, das wir schon 10 Tage unterwegs waren.

 

Allerlei los im Dorf Bhema

Da lässt es sich aushalten :-)
Da lässt es sich aushalten :-)

Nach dem etwas anstrengenden Aufstieg kamen wir bald im Dorf "Bhema" an, das lediglich aus zwei Häusern besteht. Einige waren glücklich über die Cola, die es hier zu kaufen gab.

 

Ich hockte mich mit ein paar anderen aus unserer Gruppe auf die Hausmauer, genoss die Aussicht und die wärmende Sonne. Unglaublich gut tat die Wärme und ich hatte überhaupt keine Lust mehr weiter zu laufen.

 

Heute war wohl Waschtag im Dorf. Mehrere Mädchen wuschen Wäsche auf Steinen. Das sah echt anstrengend aus (war es sicherlich auch). Ein paar Männer hantierten mit einem Stück Fleisch und einer Art Messer. Guido erklärte mir, dass diese Trockenfleisch herstellten. Das Fleisch musste ganz fein vom großen Stück abgelöst werden. Dabei durfte das Fleisch aber nicht reißen. Es gab also eine lange Schnur aus Fleisch, das dann zum trocknen aufgehängt wurde. So wird das Fleisch haltbar, denn Kühlschränke gibt es hier nicht.

 

Mein Magen knurrt

Die Trekking-Tour heute war nicht sehr anstrengend. Die 5 Stunden ,die unser Guide Hari veranschlagt hatte, stimmten aber auch nicht ganz. Wir waren deutlich länger unterwegs, was vermutlich auch an den vielen Pausen und dem deutlich langsameren Tempo lag. Aber ich blieb brav in der Gruppe, schließlich wollte ich mich nicht wieder verlaufen.

 

In Samar machten wir unsere Mittagspause. Ich aß ein Omlette mit Gemüse und ein Samar-Bread. Mhhhhh, es war sehr, sehr lecker.

Davor mussten wir wieder mal zwei Schluchten hinunter und natürlich auch wieder rauf. Ich freute mich so sehr auf das Mittagessen. Heute hatte ich irgendwie während des Laufens total Hunger. Morgen esse ich auf jeden Fall wieder Porridge zum Frühstück, dachte ich mir - das hält einfach länger und ich bekomm nicht so schnell wieder Hunger.

 

Runter und rauf

Das war bestimmt unglaublich anstrengend, diese Höhle zu erschaffen
Das war bestimmt unglaublich anstrengend, diese Höhle zu erschaffen

Mit vollem Magen stiegen wir nach Samar auf den Pass "Dajori-La" auf. Anschließend ging es wieder steil bergab bis zum Fuße einer weiteren Schlucht. Und wie geht es wohl weiter??? Na klar, wieder nach oben.

 

Der Weg aus der Schlucht heraus war ziemlich cool. In luftiger Höhe liefen wir einen ausgesetzten Pfad hinauf. Eine Höhle fraß sich durch das Gestein. Die Höhle wurde von Menschenhand angelegt und stellte unseren weiteren Weg dar. Ziemlich dunkel war es hier drinnen. Durch ein kleines Fenster konnten wir ein schönes Foto mit den weißen Schneebergen im Hintergrund schießen.

 

Unzählige Schluchten

Blick auf Samar. Schaut man genauer hin, erkennt man die Höhle auf dem Pfad nach oben
Blick auf Samar. Schaut man genauer hin, erkennt man die Höhle auf dem Pfad nach oben

Ich bin mir gar nicht mehr sicher, wie viele Schluchten wir an diesem Tag runter und wieder rauf gestiegen sind. Es waren auf jeden Fall einige.

 

Auch vor dem nächsten Dorf "Ghyakar" ging es wieder runter und rauf. Ich finde die Anstrengung lohnt sich aber immer. Der Anblick der malerischen Dörfer, angesiedelt auf einem kleinen Felsplateaus umringt von Schluchten, ist schon spektakulär und sehr besonders. 

Erntezeit

Wir durchquerten Ghyakar und liefen durch schöne Apfelplantagen. Auf den Feldern fand gerade die Kartoffelernte statt. Das erinnerte mich irgendwie an meine Großeltern, die als ich klein war, auch noch Kartoffeln anbauten. Wir schauten eine Weile zu und liefen dann am Feldrand weiter.

 

Am Wegesrand wuchs überall Marihuana. Bis in die 70er Jahre war der Gebrauch von Cannabis in Nepal legal, seit 1974 allerdings nicht mehr. Die Polizei schaut jedoch in der Regel bei geringem Gebrauch weg.  

Kartoffelernte
Kartoffelernte
Überall wild wachsende Cannabis-Pflanzen
Überall wild wachsende Cannabis-Pflanzen

Etwas wackelig

Nach Ghyakar tat sich eine ca. 250 Meter tiefe Schlucht vor uns auf. Vor Tagen liefen wir auf der anderen Seite der Schlucht auf einem tollen Schafspfad hinauf. Jetzt hieß es die Schlucht zu überqueren. Eine riesige Hängebrücke verlief über die Schlucht. Die schwankte auch ganz schön.

 

Etwas mulmig war mir schon. Aber ich wollte unbedingt ein Foto wie ich auf der Brücke stehe und einen anderen Weg gab es eh nicht. Ich trat auf die Brücke und erkannte Tierkot auf den Metallverstrebungen. Naja, wenn da Kühe und Schafe drüber laufen, dann wird es sicherlich auch mein Gewicht tragen, dachte ich mir. Und so war es dann auch. Alle unserer Gruppe kamen mit mehr oder weniger flauem Magen auf der anderen Seite an.

Ankunft in Tsugsang

Tolle Stimmung am Flussbett des Kali-Gandaki
Tolle Stimmung am Flussbett des Kali-Gandaki

Ab hier war unser Weg der gleiche wie vor ein paar Tage. Wir kamen auch wieder durch "Chele" und liefen am Kali-Gandaki Fluss entlang nach "Tsugsang".

 

Auch die Lodge war wieder dieselbe wie ab Tag 2 unseres Trekkings. Ich wusste in dieser gab es eine Dusche - juhuuuuu :-)

Die Dusche nahm ich natürlich gleich in Anspruch. Auch Wäsche wusch ich heute mal wieder. Das Abendessen war klasse - ich hatte Cheese-Momos und hinterher eine heiße Schokolade. Oh, da lacht das Myri-Herz.

Ich saß mit unserem Guide Hari und den Portern noch etwas beisammen und ging dann zufrieden schlafen.

 

Trekkingverlauf:

Von Syanboche nach Tsugsang 

Strecke: ca. 19 km

Aufstieg: ca. 1.153 m

Abstieg: ca. 1.988 m

max. Höhe: 4.039 m

min. Höhe: 2.951 m

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