Survival-Training: Vom Überleben beziehungsweise dem Leben in der Wildnis

Meine Erfahrungen bei meinem erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Barfuß durch den Wald - auch das Naturerleben und -erspüren gehört zum Programm

"Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben" - dieses Zitat findet man ganz vorne auf der Homepage von Lupus, der Jagd- und Wildnisschule.

Maurice Ressel, der Gründer der Schule, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wildniswissen und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur allen Interessierten Menschen zu vermitteln. Eine davon bin ich: drei Tage durfte ich am Survival-Training teilnehmen. Ich habe gelernt Feuer zu machen, essbare Samen und Wurzeln zu finden, ein sicheres Lager gebaut, auf dem offenen Feuer gekocht, Wissenswertes über die Wasseraufbereitung erfahren und vieles, vieles mehr. 

Das Training hat mir nicht nur die wichtigsten Hardskills im Leben mit der Natur vermittelt, sondern auch Demut und Respekt aufgezeigt. 

 

Meine Erfahrungen möchte ich hier mit euch teilen.

 

Lernen von den Besten - Survival-Experte Maurice Ressel

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Bei einer Wanderung durch den Wald erfahren wir viel Wissenswertes, beispielsweise über Pflanzen.

Maurice Ressel, der Gründer der Schule, schrieb mich Anfang des Jahres an und lud mich zu einem 3-Tages-Intensiv-Kurs nach Eberswalde bei Berlin ein. Einerseits freute ich mich total, bei einem der führenden Survival-Experten einen Kurs besuchen zu dürfen. Andererseits schreckten mich die mehrere Hundert Kilometer Fahrt nach Berlin etwas ab. Um es gleich vorweg zu nehmen: jeder einzelne Kilometer hat sich gelohnt :-)

 

Gerne möchte ich euch einen Einblick geben, was ich in an diesem Wochenende alles erfahren, erlebt, gefühlt und gespürt habe. Ich finde es wichtig, dass wir wieder den Bezug zur Natur herstellen. Die Natur ist nicht unser Gegner, wir brauchen sie und können von ihr Lernen - genau darum ging es bei diesem Survival Training. Daher fand ich die Überschrift "Leben mit der Natur" auch passender als "Überleben in der Natur".

 

Der Artikel ist etwas lang geworden, das schon mal als kleine Vorwarnung. Trotzdem enthält er nur einen Bruchteil meines Erlebten. Bei Fragen scheut euch nicht, diese hier zu stellen oder wendet euch direkt an Maurice.

 

Bestens im Vorfeld informiert, durch die Wildnisschule Lupus

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Tierische Begegnungen sind bei Survival-Training inklusive

Mit einem Bekannten fuhr ich also Freitags morgens um 4 Uhr los nach Berlin - ich wollte unbedingt pünktlich zum Kursstart ankommen. Im Vorfeld bekam ich bereits ein ausführliches Informationsschreiben, welches eine Packliste, den genauen Kursablauf sowie eine Beschreibung enthielt, wie wir zum Kursgelände gelangen. Selten habe ich so gut aufbereitete Infos erhalten, die meinerseits tatsächlich kein weiteres Nachfragen erforderlich machten.

 

Mein Bekannter warf mich mit Sack und Pack am markierten Gelände eines Waldrandes raus. "Ich wünsche dir viel Spaß", rief er mir hinterher. "Ich werde die nächsten Tage mit Sightseeing verbringen, in einem weichen Hotelbett schlafen, eine warme Dusche genießen und täglich einen Kuchen für dich mit essen", setzte er noch hinter her.

Ehrlich gesagt war ich schon ziemlich aufgeregt. Was mich wohl erwarten würde? Weniger wegen des draußen schlafen, kochen, essen und waschen - das kam mir mehr oder weniger schon bekannt vor. Vielmehr stellte ich mir die Frage, wie die anderen Teilnehmer wohl sein würden? Werde ich die einzige Frau sein? Sind die anderen so verrückt drauf wie Bear Grylls oder so "normal" wie du und ich?

 

Welche Art Menschen würde ich wohl bei einem Survial-Kurs antreffen?

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Das Kursgelände von Lupus ist direkt an einem wunderschönen Wald gelegen

Am Parkplatz standen bereits zwei Jungs in Turnschuhen und weißem T-Shirt und luden gerade ihre Rucksäcke aus dem Auto.

"Wollt ihr auch zum Surival Kurs", fragte ich sie.

"Ja, das haben wir vor", antworteten sie.

"Dann würde ich mich euch gerne anschließen, damit wir gemeinsam das Kursgelände suchen können" - ich war erleichtert, mich nicht gleich am Anfang zu blamieren und womöglich den Kursplatz nicht zu finden (Orientierung ist nämlich nicht gerade eine meiner Stärken).

Ein anderer Mann, bekleidet in Tarnhose, mit einem professionell wirkendem Rucksack auf den Schultern und einem Messer im Halfter, schloss sich uns ebenfalls an. 

 

Eine gute Mischung schon mal, dachte ich mir - aber leider nur Männer. Ich war gespannt was und wer mich noch so erwarten würde.

 

Natur und Wildnis scheint jedes Alter zu begeistern

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Unser Basecamp für die nächsten drei Tage beim Survival-Training

Am Kurs Gelände angekommen, begrüßten uns barfuß, mit einem großen, herzlichen Lachen im Gesicht, unsere beiden Trainer Robin und Vivien. Vom ersten Moment an waren mir die beiden total sympathisch. Wirklich jede noch so kleine Nervosität und Befürchtung meinerseits, waren mit einem Mal in Luft aufgelöst. Ich freute mich, die anderen Teilnehmer und unsere Trainer näher kennenzulernen und von ihren Geschichten und Hintergründen zu erfahren.

 

"Können wir unseren Sohn hier abgeben?", fragte ein Ehepaar, das plötzlich neben dem Lagerfeuer stand.

Unsere Gruppe waren alterstechnisch komplett durchgemischt - "unser" Jüngster war erst 15 Jahre alt.

 

"Bis Sonntag dann", verabschiedeten sie sich von ihm und sagten scherzend hinter her:

"möglichst in einem Stück wieder".

 

Survival- und Wildnistrainer/innen, die mit Herz und Seele dabei sind

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Ein fester Bestandteil des Kurses - Kochen über dem offenen Feuer

Bevor wir mit der offiziellen Vorstellungsrunde anfingen, gab es erstmal eine große Portion Gemüseeintopf - denn gemeinsam Essen verbindet. Gemütlich saßen wir um das Lagerfeuer und schauten bedächtig auf den brodelnden Eintopf, der wir gemeinsam geschnippelt hatten. 

 

Obwohl der offizielle Teil noch gar nicht anfing, spürte man sofort den Wissensdurst aller und das große, innere Bedürfnis von Vivien und Robin, uns an ihrem Wissen teilhaben zu lassen.

"Erwartet nicht, dass ich euch eine kurze Antwort gebe", sagte Robin zu Beginn. Später war das der Running Gag, denn kurz ging bei ihm nie ;-)

 

Gründe für ein Wildniss- und Survival Training

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Auf Schafsfellen sitzend, starteten wir unsere Vorstellungsrunde.

Wir setzten uns auf die Wiese und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Bei der Vorstellungsrunde erfuhr ich, dass die meisten aus ähnlichen Beweggründen hier waren. Neben Wissensfragen wie beispielweise:

- wie finde ich Nahrung in der Natur?

- wie schütze ich mich in der Wildnis?

- wie mach ich das mit Trinkwasser wenn ich draußen bin?

 

gab es noch wie ich finde weitere, wichtige Motivationsgründe:

- fernab der Arbeit einfach mal ein paar Tage ohne Handy sein

- Zeit mit mir selbst und der Natur genießen

- es schaffen mich von Computer-Spielen los zu reißen

waren einige der Antworten.

 

Wir treten ein in eine neue Welt, die eigentlich immer da ist - die Natur

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Die erste Challenge - Feuer machen in 7 Minuten

Bedächtig zündete Robin eine Art Strauß an - Artemisia vulgaris (Beifuß), wie er später erklärte. Mit dem wohlriechenden Rauch nebelte er seine Arme und Beine ein, umkreiste seinen Körper damit und atmete den Duft vorsichtig ein. Der Räucherstab wurde weiter gereicht und wir alle taten es ihm gleich. Die Prozedur stellte ein altes Räucherritual dar, das den Eintritt in einen neuen Abschnitt erleichtern sollte. Außerdem ist Artimis die griechische Göttin der Jagd und die Hüterin des Waldes, wie wir weiter erfuhren. 

Was für eine schöne und bedächtige Zeremonie, fand ich.

 

Als wir fertig waren, wurden wir aus unseren Gedanken gerissen.

"Teilt euch in 2er-Gruppen ein. Ihr bekommt ein Streichholz und sollt damit ein Feuer entzünden, welches 2 Minuten ohne euer Zutun brennen soll. Dafür habt ihr 7 Minuten Zeit. Und looooooos!", war die Ansage von Robin.

 

Feuer - eines der vier Säulen, wenn es um das Überleben geht

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Übung macht den Meister: nach und nach wurden wir alle besser und konnten bald unser Feuer entzünden

Eigentlich eine total einfache Aufgabenstellung und trotzdem rannten wir mit tausend Fragezeichen im Kopf, etwas unkoordiniert durch die Gegend. Jeder hatte eine andere Methode des Aufbaus gewählt, anderes Material gesammelt - ich war gespannt, was sich wohl am besten bewähren würde. Bei jeder Gruppe fieberten wir alle mit:

"das ist spannender wie Kino", sagte einer und ja, er hatte absolut Recht.

 

Von vier gewollten Feuern, brannten später immerhin zwei. Aus Fehlern lernt man bekanntlich am Besten. Alle Feuer wurden genau inspiziert und besprochen. Wir lernten was sich am besten als Zunder eignete. Birkenrinde war unser Favorit. Aber auch Flugsamen (die Pusteblume zum Beispiel) war ein tolles Material dafür. Immer genug sehr feines Holz zum nachlegen parat halten, bekamen wir als Tipp noch an die Hand. Dafür eignete sich die Methode des Holz batonierens am besten. Dabei spaltet man ein Stück Holz mit einem Messer, auf das man mit einem anderen Stück Holz schlägt. Das Messer wird wie ein Keil durch das Holz getrieben. Dabei kann man ganz feine Holzspäne herstellen oder das Holz auffächern. 

 

Von nun an hatten wir die Aufgabe immer für genug Feuerholz zu sorgen und das Feuer am Morgen zu entfachen. Damit wir nicht auf Streichhölzer angewiesen waren, machten wir das Feuer ab jetzt mit einem Feuerstein. Alle waren top motiviert und nach ein bisschen Übung hatten wir den Dreh raus.

 

Gefäße und Löffel lassen sich am besten mit der Brenn-Methode herstellen

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Wie stelle ich einen Löffel oder ein Gefäß her? Auch das lernen wir beim Survival-Training

Was macht man so am Abend, wenn man gemütlich vor dem wärmenden Feuer sitzt, die lodernden Flammen beobachtet und dem Knistern und Zischen lauscht?

Einen Löffel schnitzen und brennen natürlich.

Definitiv eine Aufgabe die einem Geduld abverlangt, denn so ein Löffel ist nicht ein ein paar Minuten fertig. Fast schon meditativ fühlte sich das Schnitzen an und das Ausbrennen der Wölbung des Löffelkopfs, mit einem kleinen Stück Glut. 

 

Als es gefühlt 23 Uhr war (ich verlor hier draußen etwas das Zeitgefühl), sagte Vivien, dass sie noch eine ganz besondere Aufgabe für uns hätten. Ich dachte ja, jetzt wird die Schlafenszeit eingeläutet, doch dem war nicht so. Statt dessen ging mein Puls nochmals ordentlich in die Höhe.

 

Eine Übung aus der Wildnispädagogik

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Jeder konnte entscheiden, wo er nächtigt: im Zelt, unter einem Tarp im Wald oder in einer Laubhütte

Vivien erklärte uns die Übung, die man auch "Mein Platz" nennt. 

"Wir gehen jetzt still gemeinsam in den Wald. Nach und nach werden wir jeweils eine Person vom Weg quer feldein in den Wald schicken", erklärte sie. "Ihr sucht euch einen Platz, an dem ihr eine Stunde verweilt. Wenn die Zeit um ist, rufen wir euch".

Wäre es tagsüber gewesen, hätte es für mich kein Problem dargestellt - aber nachts, im stockdunkeln!!! Ich hatte echt ordentlich Angst, zumal ich mich im Dunkeln schon immer nicht wohl gefühlt habe.

 

Ich zog es durch, zwar ordentlich angespannt, aber immerhin war es eine Erfahrung wert. Entspannen konnte ich nicht, was in erster Linie an den Unmengen an Stechmücken lag, die laut summend um mich herum flogen und mein Gesicht verstachen. Aber auch die ungewohnten Geräusche, das nur schemenhafte Sehen, die mir fremde Umgebung, all das trug nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei. Ich bewundere die Menschen, die sich sofort auf so etwas einlassen können. 

 

"Die Übung könnt ihr Zuhause eigenständig durchführen, am besten zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten", meinte Vivien anschließend. "Das tolle ist nämlich, dass sich die Tierwelt irgendwann an euch gewöhnt, wenn ihr immer am gleichen Platz seid. Sie verlieren die Angst vor euch und zeigen sich dann ganz von allein."

 

Eine super Verpflegung gab es beim Survival-Training

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Bei Survival-Training wurden wir bestens mit leckerem Essen versorgt. Sogar karamelisierte Nüsse kamen in unser Porridge

Erleichtert, aber irgendwie auch ein bisschen stolz, schlüpfte ich in meinen Schlafsack und war froh, ein Zelt um mich herum zu haben. Keine surrende Mücke raubte mir den Schlaf und so konnte ich bis zum nächsten Morgen erholsam schlafen.

 

Mit dem Klingeln eines Glöckchens wurden wir am nächsten Morgen geweckt. Nachdem wir Feuerholz gesammelt, das Feuer entzündet und darauf unseren leckeren Porridge mit Obst und gerösteten Nüssen zubereitet hatten, ging es auch schon in den Wald. 

"Wir werden den ganzen Tag im Wald unterwegs sein, rüstet euch also entsprechend aus", klärte Robin uns auf. "Wir werden nicht viel Strecke machen, da ich euch während des Laufens immer wieder Dinge erklären und zeigen werde. Außerdem lade ich euch dazu ein, die Wanderung barfuß zu erleben."

 

Teils barfuß, teils in Schuhen, standen wir abmarschbereit am Camp und freuten uns schon sehr auf diesen Tag. 

 

Eine weitere Säule im Survival-Training, ist das Thema Nahrung

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Mit Robin auf Entdeckungstour im Wald

Der Wald ist hier wirklich traumhaft schön - irgendwie ganz anders als in meiner Gegend zuhause. Viel wilder und natürlicher wirkte er auf mich. Biber sind hier auch ansässig und verändern nach und nach die Landschaft. Einige Bäume waren bereits umgestürzt, stauten teilweise das Wasser und ließen Seen entstehen, wo vorher keine waren - der Lauf der Natur.

 

Die Hauptgefahr im Wald sei tatsächlich die Zecke. An Platz zwei stehen herabstürzende Äste und Bäume. Die Zecke war tatsächlich auch der Grund, warum ich meine Wanderstiefel lieber an ließ. In Baden-Württemberg, wo ich herkomme, ist ein Zecken-Hochrisikogebiet. Schon von Klein an wurde immer darauf geachtet, geschlossene Schuhe im Wald zu tragen. Robin erklärte dann, dass die Wälder hier nicht stark mit Zecken befallen seien und er barfuß noch nie Probleme hatte. Mal schauen, ob ich mich noch umstimmen lasse.

 

Wir lernten einiges über die Survival Notnahrung. Es geht im Grunde darum, mit möglichst wenig Aufwand essbares zu finden, das alle wichtigen Inhaltsstoffe liefert, die der Körper benötigt. Knollen, Wurzeln, Früchte und Samen sind hier am besten geeignet. Sie enthalten je nach Jahreszeit die meisten Kohlenhydrate, Vitamine und Spurenelemente. Schon eine kleine Handvoll Samen deckt den Energiehaushalts des Körpers für einen Tag - wirklich erstaunlich.

 

Eine Aufgabe, die unsere Abenteuerlust entfachte

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Diesen Weg durften wir beim Rückweg nicht mehr benutzen, sondern mussten uns durchs Unterholz bewegen

Während den sieben Stunden im Wald lernten wir unglaublich viel. Ich müsste mindestens 100 Seiten schreiben um all das wiedergeben zu können. Also am besten ihr bucht auch einfach mal diesen Kurs ;-)

 

Unsere letzte Aufgabe war:

"findet alleine wieder zurück ins Camp."

Diese Aufgabe sollten wir in der ganzen Gruppe ausführen und niemanden zurück lassen. Damit das Ganze noch ein Sahnehäubchen bekam, hieß es:

"benutzt keine Wege und Brücken, die von Menschen gemacht sind und es darf euch niemand sehen und hören". Mit diesen Worten verschwanden Vivien und Robin - wir waren auf uns alleine gestellt.

 

Mit der Richtung waren wir uns schnell einig. In einigen Jungs war die Abenteuerlust geweckt - in schnellem Tempo pirschten sie durch den Wald. Ok, leise war anders, aber sie sollten ruhig ihren Spaß haben. An einem Fluss angekommen, stockte unsere Gruppe. Jetzt war es wohl doch an der Zeit, meine Schuhe auszuziehen. 

 

Einfach mal ausprobieren - so ein Wildniskurs ist dafür die perfekte Gelegenheit

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Teamwork ist gefragt, beim balancieren über den Fluss

Das Flusswasser sah klar und nur knöcheltief aus. Ich setzte einen beherzten Schritt in das kalte Wasser und erschrak. Bis übers Knie steckte ich in tiefem Schlick. Da bringt mich definitiv keiner drüber, dachte ich mir sofort. Tage zuvor schaute ich noch einen Film, wo eine Frau im Moor ertrunken war - nicht gerade die förderlichste Erinnerung in dieser Situation. 

Wir suchten uns einen Baumstamm, über den wir darüber balancieren konnten. Eigentlich wäre das überhaupt kein Problem gewesen, doch das Wissen über den tiefen Schlamm trieb meinen Puls in die Höhe. Abgestützt mit einem Ast, den wir durchreichten, schafften wir es alle trockenen Fußes über den Fluss. Puhhh, die Anspannung entwich mir.

 

Von nun an ging es auch für mich barfuß weiter.

Es war ein wunderschönes Gefühl, mit nackten Füßen den Waldboden zu berühren. Das Gelände war wild - Wurzeln, Totholz, Blätter, Nadeln, Steine, alles war dabei und trotzdem verletzte ich mich kein einziges Mal. Erstaunlich, dachte ich mir - scheinbar läuft man barfuß viel bewusster und natürlicher als mit Schuhen. Ich genoss diese Wanderung sehr und war dankbar, dass mich dieser Kurs dazu brachte, Wege anders zu gehen als bisher. 

 

Ein hohes Grundbedürfnis ist der Schutz

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Habt ihr schon mal Fleisch direkt auf die Glut zum Grillen gepackt? Müsst ihr unbedingt mal probieren

Bevor es ans Abendessen ging, schlenderten wir mit Robin noch durch den Naschgarten, der sich unmittelbar neben unserem Lager befand. Neugierig und interessiert probierten wir allerlei Blüten, Blätter, Wurzeln und Samen, während uns Robin an seinem Pflanzenwissen teilhaben ließ. Die ein oder andere Pflanze mischten wir später auch in unseren Eintopf. 

 

Anschließend ging es noch zu Vivien in den Wald. Eine der wichtigsten Säulen des Survivals ist neben dem Feuer, dem Wasser und der Nahrung, der Schutz. Dazu zählt natürlich das Schlaflager, das möglichst warm, trocken und sicher sein sollte. Im Schein unserer Stirnlampen bauten wir ein Tarp auf. Dabei halfen uns spezielle Knoten und Spanntechniken, die uns Vivien genau erklärte. "Morgen werde ich euch dann noch zeigen, wie ihr eine Laubhütte bauen könnt", spoilerte sie.

 

Zum Abendessen gab es neben einem Gemüseeintopf mit Wildkräutern, frisch vom Jäger erlegtes Wildschwein. Dieses bereiteten wir direkt auf der Glut zu. Es schmeckte wirklich total lecker und die Asche gab nochmals eine ganz besondere Geschmacksnote dazu. Da wurden sogar die Vegetarier unter uns mal kurz zu Fleisch-Essern ;-).

 

Ab sofort mein Lieblingsfrühstück - Fladenbrot vom Feuer

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Vivien zeigt uns, wie man richtig Fladenbrot auf der Glut zubereitet

Nachdem es uns freigestellt war, die Nacht entweder im Freien oder im Zelt zu verbringen, war ich ganz froh, mich für die Zeltvariante entschieden zu haben. Tatsächlich hätte ich gerne mal, in den von Lupus zur Verfügung gestellten Hängematten geschlafen. Allerdings schreckten mich die Stechmücken dermaßen davon ab (Notiz für mich am Rande: Mückennetz kaufen ;-)).

 

Das Frühstück war wieder ein richtiges Highlight (wobei stimmt nicht, da echt jede Aktion an diesem Wochenende ein Highlight für mich war). Robin machte einen Dinkelteig für uns und wir klatschten die Teigfladen auf die Glut. Man musste den richtigen Moment erwischen, damit der Teig durch, aber noch nicht verbrannt war - gar nicht so einfach. Wenn man das Timing raus hatte, schmeckten die Fladen absolut köstlich. An diesem Morgen hatte ich mich regelrecht überfressen.

 

Beim Survival-Camp lieben sogar Männer Handarbeit

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Wir knüpfen eine Schnur aus Brenneselfasern und alle waren begeistert dabei

Mit einem vollen Bauch ging es im Programm weiter. Wir stellten aus Brenneselfasern eine Schnur her. Bevor es ans knüpfen ging, mussten wir allerdings erstmal eine Brennesel ausreißen.

"Packt richtig zu", erklärte uns Robin. "Je entschlossener ihr zupackt, desto besser".

Mein Gesichtsausdruck während des Zupackens sah vermutlich ziemlich dämlich aus - zusammengepresste Lippen, Augen zu und die Luft angehalten. Man hatte ich Schiss davor.

"Juhhhhhuu, es hat geklappt", verkündete ich stolz, nachdem ich die Augen wieder öffnete und zu Atmen anfing. Tatsächlich brannte es überhaupt nicht. Die dünnen Härchen der Brennesel brechen ab, wenn man ordentlich zupackt. Hingegen bei leichten Berührungen, brennen sie.

 

Robin zeigte uns, wie wir die Fasern genau verarbeiten und später knüpfen sollten. Unfassbar, wie eine Schnur von nicht einmal einem Zentimeter Durchmesser an die 8 Kilo heben kann.

 

Wie baue ich eine richtige Laubhütte? Auch das ist Thema beim Survival-Training

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Bequem ist anders - eine Laubhütte dient eigentlich nur einem Zweck: sicher, trocken und warm ausruhen zu können

Weiter ging es zu Vivien in den Wald.

"Um eine Laubhütte qualitativ richtig zu bauen, benötigt ihr einen kompletten Tag", sagte sie uns. "Dafür haben wir heute leider keine Zeit. Aber an einem Modell werden wir es nachbauen, damit ihr das Prinzip verstanden habt".

Das fand ich eine super Idee, denn so konnten wir viele verschiedene Inhalte an diesem Wochenende behandeln. 

 

Neben der speziellen Konstruktion der Laubhütte, ist es besonders wichtig, diese richtig gut abzudichten. Schließlich soll sie uns Wärme bieten und uns vor Nässe schützen. Viel Wert auf Bequemlichkeit wird nicht gelegt, denn es stellt nur eine Notunterkunft dar. Beziehungsweise bequem in Form von weich ist sie tatsächlich. Allerdings hat man sogut wie keinen Platz, was aber auch gewollt ist. Denn je weniger ungenutzer Platz um uns herum vorhanden ist, desto mehr Isolationswirkung haben wir.

 

Die Türe in die Natur steht uns immer offen

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Feierlich erhalten wir einzeln unsere Zertifikate

Gegen Nachmittag neigte sich unser Survival-Kurs leider bereits dem Ende zu. Wir ließen nochmals Revue passieren, was wir an diesen drei Tagen alles gelernt hatten:

 

  • Feuerkunde
  • Kriesenmanagement
  • Ausrüstungskunde
  • Umgang mit dem Messer
  • Pflanzenkunde
  • Notnahrung
  • Kochen am offenen Feuer
  • Navigation
  • Laubhüttenbau
  • ...

Neben den zahlreichen Hardskills hat mir vor allem auch unser Miteinander in der Gruppe sehr gefallen. Jeder half dem anderen, wir konnten uns in Ruhe ausprobieren und einfach wir selbst sein. Die 3 Tage in der Natur, komplett abseits des Alltags, hat mir seelisch total gut getan und es schreit nach einer Wiederholung. Feierlich wurde uns am Ende unsere Teilnahmebescheinigung überreicht. Symbolisch traten wir aus unserer Natur-Welt wieder zurück in die Alltagswelt. Doch ich habe ganz schön viel positives mitgenommen und die Tür steht jederzeit für mich offen (für euch übrigens auch ;-).

 

Über das Holistic-Survival-Konzept der Wildnisschule Lupus

Mein erstes Survival-Training bei der Jagd- und Wildnisschule Lupus
Ein echt cooles Team: DANKE, dass ich euch kennenlernen durfte

Die Wildnisschule Lupus ist die erste Schule in Deutschland, die ihre Kurse und Ausbildungen nach dem Holistic-Survival-Konzept gestaltet und durchführt. Holistic bedeutet "Ganzheitlich" - es geht also um Körper, Psyche, Sinne und Fähigkeiten. Neben konkreten Fertigkeiten wie beispielsweise Feuer machen, wird auch auf deine Psyche eingegangen. Willenskraft, Widerstandfähigkeit und das Wissen um die eigene Persönlichkeit spielen dabei eine zentrale Rolle. 

Auch der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur, ist immer Teil des Holistic-Survial-Konzepts

Mit Experten aus den Bereichen Survival, Wildnispädagogik, Jagd, Psychologie und Physiotherapie wurde dieses einzigartige Konzept entwickelt. 

 

Bist du neugierig geworden? Dann klick einfach mal auf die Homepage der Schule und stöbere durch die unterschiedlichen Kursangebote.

 

Fotogalerie zum Survival-Kurs mit der Wildnisschule Lupus:

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Ich wurde von der Survival- und Wildnisschule Lupus zu diesem Survival-Training eingeladen. Als Gegenzug entstand dieser Artikel von mir. Alles was ihr im Artikel lest, entspricht meinen ehrlichen Erfahrungen an diesen drei Tagen.

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