Wildromantische Tour direkt vor meiner Nase

Rundtour von Kirchberg, entlang des Wüstenbachs und zur Geisterhöhle

Am Wüstenbach geht es noch recht wild zu, da liegen auch mal die Baumstämme quer.
Am Wüstenbach geht es noch recht wild zu, da liegen auch mal die Baumstämme quer.

Kirchberg liegt eigentlich nur ein Katzensprung von mir entfernt. Mit dem Auto bin ich in weniger als 20 Minuten dort. Und trotzdem, so peinlich es klingt, war ich bisher noch nie in dieser Gegend unterwegs gewesen, geschweige denn kannte ich diesen wahnsinnig tollen Pfad entlang des Wüstenbachs überhaupt nicht. Vermutlich Corona sei Dank, erkunden wir nun auch Umgebungen, die vor unserer Haustür liegen und wie so oft, erscheint das bekannte Unbekannte auf einmal Großartig.

 

Ich möchte euch heute mitnehmen, auf eine kleine Rundtour bei mir Zuhause ums Eck. Verbunden mit der großen Hoffnung, dass ihr ebenfalls eure Haustür öffnet um neue, bisher unbekannte Wege auszuprobieren, die direkt vor eurer Nase liegen und erkundet werden wollen. Viel Spaß beim entdecken :-)

Neues entdecken

Charly genießt die Sonne am Bach.
Charly genießt die Sonne am Bach.

Mit fremden Federn schmücken ist doof. Daher gleich vorweg: diese wunderschöne Rundwanderung hätte ich ohne Micha nicht entdeckt. Ich bin leider (noch nicht) der Typ, der irgendwohin läuft, ohne bestimmtes Ziel im Kopf. Dabei vielleicht das ein oder andere Mal auf die Karte im Handy schaut, wo es interessant sein könnte, Einbahnstraßen in Kauf nimmt, aber dadurch auch viel neues entdeckt. Er erzählte mir von diesem wilden Pfad am Wüstenbach entlang, den er kürzlich fand. Ich sah die tollen Fotos und sagte sofort: "da will ich auch mal hin".

 

Schnell lies ich mir die Gegend auf der Karte zeigen und stellte dabei fest, das in der Nähe eine Höhle eingezeichnet ist. "Warst du dort auch?", fragte ich Micha. "Nö, aber das hört sich spannend an, geh doch dort auch mal hin". Und so ergab sich eine wie ich finde tolle Rundtour, die alles zu bieten hatte.

 

Wandern trotz Corona, oder vielleicht wegen Corona?

Ich liebe kleine Holzbrücken und so ziemlich auf jeder muss angehalten werden um ein Foto zu schießen.
Ich liebe kleine Holzbrücken und so ziemlich auf jeder muss angehalten werden um ein Foto zu schießen.

Mit meinem kleinen haarig-weißen und meinem großen schlanken Freund, ging es los. Schnell hatten wir den kleinen Wüstenbach erreicht, der plätschernd durch den Wald fließt. Wir waren an einem Feiertag unterwegs und mit uns kamen auch andere auf die Idee, raus in die Natur zu gehen. Corona Regel konform warteten wir an der Holzbrücke und ließen andere Wanderer den Bach überqueren - wir wollen ja nicht gleich zu Beginn die 1,5 Meter Mindestabstand kaputt machen ;-)

 

Meinem Hund Charly war das Warten nicht unrecht. So konnte er gemütlich in den angrenzenden Bärlauch Wiesen umher stromern. Ich wusste gar nicht, dass er auf Knoblauchgeruch steht.

 

Wieder Kind sein, auf dem schönsten Spielplatz den es gibt - der Natur

Auf so einem Trampelpfad läuft es sich viel besser, als auf Asphalt.
Auf so einem Trampelpfad läuft es sich viel besser, als auf Asphalt.

Auf einem kleinen Trampelpfad ging es in den Wald hinein. Auf der einen Seite blühten die weißen Bärlauchwiesen und auf der anderen Seite sprudelte das Bächlein. Über umgefallene Baumstämme, die mitten im Weg lagen, ging es drüber und Charly drunter. Ich liebe solche Wege, auf denen nicht gleich jede Art von Natur beseitigt wird und Baumstämme auch vor sich hinvegetieren dürfen. 

 

Kinder spielten Abschnittsweise im Bach, Erwachsene balancierten über Baumstämme, so wie man es als Kind oft gemacht hat. Alles ganz normal und doch auch wieder nicht. In den letzten Jahren habe ich immer weniger Kinder wahrgenommen, die in der Natur spielten, die alles um sich herum vergaßen und gar nicht mehr loszureisen waren, diesen Naturspielplatz zu verlassen. Echt schade, dachte ich oft. Umso glücklicher war ich, als ich genau das heute und auch die letzten Wochen wieder verstärkt sah. 

 

Naturspielplatz mit Nervenkitzel

Oft huschte mir ein leichtes Grinsen über's Gesicht, als ich manche Menschen beobachtete, die vor Corona vermutlich noch nie oder eher selten solche Wege gingen. Bereits an den Schuhen (ich sage nur weiße Ballerinas) erkannte man schon, wer öfters in der Natur wanderte und wer nicht. Ich finde es schön, dass es nun auch solche Menschen raus zieht und hoffe sehr, dass sie bei dieser Art von Hobby bleiben werden. 

 

Ein bisschen Nervenkitzel kann man sogar hier, direkt vor der Haustüre erleben. Über einen Baumstamm, der schräg hinunter über den Bach führte, wollte ich balancieren. Ein Hund folgt seinem Frauchen überall hin und so wollte Charly auch hinauf. Mit seinen kurzen Beinchen scheiterte er allerdings bereits am Anfang, rutschte mit seinen Pfötchen vom Stamm ab und kam einfach nicht ohne Hilfe hinauf. Als ich ihn dann hoch setzte, fühlte er sich nicht so recht wohl, daher lief er lieber auf festem Boden neben mir her. Jetzt hieß es bloß nicht runter fallen, Wechselklamotten hatte ich keine dabei und das Bachbett wäre vermutlich auch nicht gerade gut für eine elegante Landung gewesen.

 

Puhhh, ich kam unten an und war erleichtert. Eigentlich nichts besonderes und trotzdem fühlte es sich toll an - man sollte viel öfter wieder Kind sein ;-)

 


Geschichtsunterricht ;-)

Das kleine Stauwehr mit historischen Wurzeln.
Das kleine Stauwehr mit historischen Wurzeln.

Weiter ging es durch das urwaldartige Tal. Hier ist es im Hochsommer bestimmt auch angenehm kühl am Bach, dachte ich mir und nahm mir gleich vor, zu einer heißen Jahreszeit nochmal hier her zu kommen. 

 

An einem kleinen Stauwehr legten wir eine kurze Pause ein. Einige Wehre hier in der Gegend dienten früher dem Betrieb von Mühlen. Dieses hier allerdings nicht. Aufgrund fehlender Düngung waren die Graserträge früher ziemlich gering. Die Futterversorgung der Kühe war daher hin Gefahr. In den Sommermonaten wurde nach der Heuernte daher mit Hilfe von sogenannten "Wässerwiesen" eine natürliche Düngung sichergestellt. Dieses Wehr ist Teil einer historischen Landnutzung vor einigen Jahrzehnten. Auch die Bewässerungskanäle von damals sind teilweise noch erhalten. 

Wer hätte das gedacht, wenn man diese kleine unscheinbare Staustufe so betrachtet?

 

Naturdenkmal am Wegesrand

Vor der Geisterhöhle mit ihren kleinen Wasserfällen.
Vor der Geisterhöhle mit ihren kleinen Wasserfällen.

Wir verließen das Wüstenbächlein und gingen hinaus auf's offene Feld. Bevor es zwischen Felder und Wiesen weiter ging, legten wir noch eine Vesperpause ein - definitiv eine Tätigkeit, die ich beim Wandern sehr mag und die nie fehlen darf :-)

 

Bald kamen wir zur sagenumwobenen Geisterhöhle, die in der Karte eingezeichnet war. Tatsächlich rann auf einmal ein kleines Rinnsal mitten über den Weg, in dem Charly erst mal schlappern konnte. Richtet man den Blick auf die Herkunft des Wassers, erblickt man nahe des Weges einen kleinen, kaskadenförmigen Wasserfall. Eingerahmt von Efeu, plätschert das Wasser sanft, die mit Moos bedeckten Felsen hinunter. Der Fels selbst ist ziemlich durchlöchert. Ist das bereits die Geisterhöhle, fragte ich mich. In der Karte war sie eigentlich etwas weiter weg vom Weg vermerkt.

 

Ab in die Wildnis

Kreuz und quer suchten wir die Höhle und waren später voll mit Zecken.
Kreuz und quer suchten wir die Höhle und waren später voll mit Zecken.

Wir wollten es genau wissen, suchten nach einem Weg in den Wald hinein und stießen dann auch auf einen kleinen Pfad. Naja, ein Pfad war es nicht wirklich, aber man sah, dass hier wohl schon mal jemand lief. Es ging sehr steil den rutschigen Hang hinauf. Fast senkrecht war es und selbst Charly musste von hinten angeschoben werden, um hoch zu kommen. Wir konnten uns immerhin an den dichten Ästen und Bäumen festhalten und hinauf ziehen.

 

Wirklich empfehlenswert ist der "Weg" nicht, wer aber ein bisschen Abenteuer möchte, darf sich gerne versuchen.

Irgendwann standen wir vor einer Felswand, die mit Efeu bewachsen war und es ging definitiv nicht mehr weiter.

"Wo soll denn jetzt die Höhle sein?", fragte ich Timo.

"Keine Ahnung, du bist für den Weg zuständig", scherzte er zurück. So schnell wollte ich nicht aufgeben und meine Abenteuerlust war geweckt.

"Ich warte hier mit Charly, such du nur rum, wenn du Lust hast." Gesagt getan - ich kletterte neben der Felswand hinauf und stand dann in noch dichterem Wald. Spuren von anderen waren überhaupt nicht mehr zu sehen. Also hier war sie definitiv nicht. Es ging wieder nach unten und letztlich musste ich schweren Herzens feststellen, dass die Höhle vermutlich verschüttet war.

 

Auch Zuhause ist es schön

Unser Ausgangspunkt ist fast wieder erreicht - was für eine tolle Rundtour.
Unser Ausgangspunkt ist fast wieder erreicht - was für eine tolle Rundtour.

Ich sammelte Timo und Charly ein und auf der gleichen Rutschbahn wie es hoch ging, ging es wieder runter. Der einzige der elegant runter kam war Charly :-)

 

Der Weg weiter nach Kirchberg verlief wieder auf einem schönen Waldpfad. Ich liebe solche Wege, klein, schmal, aus Erde und Laub - einfach herrlich. Nach gut vier Stunden kamen wir dann am Ausgangspunkt wieder an und entdeckten heute eine ganz neue Seite unserer Heimat.

 

Ihr wollt die Tour nachlaufen? Hier findet ihr den GPX-Track dazu:

Wie hat euch der Artikel gefallen?

Könnt ihr auch eine Tour vor eurer Haustür empfehlen?

 

Schreibt mir gerne in den Kommentaren.


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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas Vahland (Dienstag, 25 August 2020 18:02)

    Liebe Myriam,
    vielen Dank für das Mitnehmen auf die kleine Tour "in Deiner Nähe". Die kleinen Wasserfälle finde ich prima...
    Herzliche Grüße
    Thomas

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