Planänderung wegen schlechter Sicht

Auf einem Teilstück des Stubaier Höhenwegs zur Sulzenau- und Nürnbergerhütte

Nebelschwaden ziehen an der Nürnbergerhütte vorbei.
Nebelschwaden ziehen an der Nürnbergerhütte vorbei.

Das Stubai - ich liebe es einfach.

Vor allem im Herbst, wenn die Blätter der Blaubeer- und Preiselbeersträucher ihre tolle rote und orange Färbung haben. Strahlte uns am ersten Tag noch die pure Sonne entgegen, hatten wir am nächsten Tag mit dichtem Nebel zu kämpfen. 

 

Unseren Plan mit der Hochtour auf den Wilden Freiger und dem weiteren Weg zur Müllerhütte, mussten wir erst mal verschieben. Zu gefährlich sei das bei dem Wetter, meinte der besorgte Hüttenwirt. Statt dessen kamen wir auf der Nürnbergerhütte raus und das selbstgemachte Blaubeereis machte den Frust über die Planänderung bei mir wieder gut.

Traumhafter Herbsttag

Der Sulzenaufluss schlängelt sich durch das Kar
Der Sulzenaufluss schlängelt sich durch das Kar

Wir hatten wetter-technisch wieder einen Traumtag erwischt. Im Herbst ist das in den Bergen nicht immer selbstverständlich. Unterwegs waren wir zu dritt und ich war gespannt, wie unsere kleine Gruppe harmonieren würde. Heiko, der die Tour über den DAV organisierte, kannte ich bisher nicht.

 

Fährt man die Stubaitalstraße fast bis zum Talende, stößt man auf den Parkplatz der Sulzenauhütte, der tatsächlich noch kostenlos ist - wer hätte das gedacht.

Bepackt mit unserer kompletten Hochtourenausrüstung (die nächsten Tage sollte es auf den Gletscher gehen), stiefelten wir mit noch etwas steifen Beinen den Weg durch den Wald empor.

 

Was ist ein Kar?

Im Hintergrund der noch mächtige Wasserfall des Sulzenauferners. Direkt darüber befindet sich die Hütte.
Im Hintergrund der noch mächtige Wasserfall des Sulzenauferners. Direkt darüber befindet sich die Hütte.

Bald lichtete sich dieser und wir standen auf einer traumhaft schönen Kar-Fläche. Wisst ihr was ein Kar ist? Gebildet wird es vom Gletschereis, dass sich vorwärts bewegt und weitere Steine und Felsen vor sich her schiebt. Durch diese mächtigen Kräfte wird das Gebiet sozusagen ausgeschürft und ein Kar, eine Vertiefung am Berghang entsteht. 

 

Doch wo ist der Gletscher? Der große Wasserfall im Hintergrund, wird vom darüber liegenden Sulzenauferner gespeist. "Ferner" ist ein anderes Wort für Gletscher übrigens (ich weiß nicht, ob alle die meinen Blog lesen, das wissen). Auch dieser Gletscher hat massiv an seiner Länge und Mächtigkeit verloren. Vor vielen, vielen Jahren, reichten die Gletschermassen bis über das gesamte Gebiet.

 

Ein paar Grad kühler wäre auch nicht schlecht

Kurz mal im Schatten verschnaufen.
Kurz mal im Schatten verschnaufen.

Von der Sulzenaualm, die in diesem faszinierenden Kar liegt, duftete es uns lecker entgegen. Leider hatten wir keine Zeit zum einkehren. Ein kurzes Foto von den witzigen Schnitzereien, welche rund um die Hütte verteilt sind, musste trotzdem sein.

 

Die Verschnaufpause war vorbei, jetzt ging es steil bergauf. Wie immer liebe ich zwar die Sonne, aber beim wandern hätte ich es gerne etwas kühler. Schnell war T-Shirt und Weste ausgezogen und die Schweißtropfen rannen mir von der Stirn. Während wir beschäftigt waren mit immer mehr ausziehen, stapfte Heiko in zügigem Tempo die steilen Serpentinen empor. Micha hechelte hinter her, irgendwie plagte ihn sein Asthma an diesem Tag und ich war irgendwo dazwischen, in dieser wundervollen Landschaft im Stubai.

 

Schwarz-weißer Empfang

Die Ziegen ließen sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.
Die Ziegen ließen sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen.

Kurz vor der Hütte empfingen uns schwarz-weiße Ziegen, die faul auf dem Weg herum lagen und uns ungläubig anschauten: "Warum quält ihr euch den Berg rauf? Chillt doch in der Sonne", schienen sie zu denken ;-)

 

Auf der Hütte angekommen, mussten wir erst mal was essen. Nicht wirklich des Hungers wegen, sondern einfach weil die Speisekarte sich so lecker anhörte und wir einfach Gelüste hatten. Ganz praktisch, man kann unter anderem wählen zwischen der Anzahl, Sorte und Beilage der Knödel. Also auch für den kleinen Appetit bestens geeignet und die waren echt unheimlich lecker.

 

Ein blaues Idyll in den Bergen

Die "Blaue Lacke" ein wirklich lohnendes Ziel kurz hinter der Sulzenauhütte
Die "Blaue Lacke" ein wirklich lohnendes Ziel kurz hinter der Sulzenauhütte

Zum Abendessen war es zeitlich nicht mehr lang hin. Mit vollem Bauch wäre es schwierig gewesen, uns noch mehr Leckereien einzuverleiben. Also mussten ein paar Kalorien purzeln und das geht am besten mit Laufen. Unseren Verdauungsspaziergang unternahmen wir zur "Blauen Lacke", die ca. 20 Minuten von der Hütte entfernt liegt.

 

Eine Versammlung unzähliger Steinmännchen macht diesen Ort zu einem ganz besonderen. Obwohl das Wetter langsam zuzog, leuchtete uns der See mit seiner prächtigen türkisen Farbe entgegen. Wir verweilten lange an diesem tollen Ort und genossen die Stille und den Blick in den See. 

 

Grunz, grunz, grunz

Hüttenschwein Rudi-Rüssel
Hüttenschwein Rudi-Rüssel

Auf dem Rückweg besuchten wir noch die beiden Hüttenschweine. Wir fragten uns natürlich, wie die den Weg wohl hier hoch geschafften hatten?

 

Die Wirtin erzählte uns später, dass diese zu Beginn der Saison als kleine Ferkel mit der Materialbahn hochgefahren werden. Ihr Dasein verbringen sie dann in einem Stall neben der Sulzenauhütte und freuen sich über die übrig gebliebenen Speisereste der Bergsteiger.

Nach der Saison werden die Schweine dann vom Hüttenwirt hier oben in den Bergen geschlachtet und das Fleisch mit ins Tal genommen.

 

Auf den Hüttenwirt/in sollte man hören

Blick auf die Sulzenauhütte von der Blauen Lacke aus
Blick auf die Sulzenauhütte von der Blauen Lacke aus

Neben Schweinen, selbst gepflückten Preiselbeeren und einem leckeren Essen, hat die Sulzenauhütte noch mehr zu bieten. Neben leichten und anspruchsvollen Bergtouren, gibt es einen Flying Fox, einen kleinen Klettersteig, einen Geocache, eine Slackline und mehrere Kletterrouten.

 

Als wir dem Hüttenwirt von unseren Plänen am nächsten Tag berichteten, riet er uns sehr eindringlich davon ab. Über den Leo-Schöpf-Weg wollten wir auf den Wilden Freiger. "Auf dieser Route finden selbst Bergführer bei schlechtem Wetter den Weg nicht mehr. Erst vor ein paar Tagen mussten wir den Heli rufen", warnte er uns.

 

Es wäre einfach nur dumm gewesen, nicht auf ihn zu hören. So planten wir also um und entschieden uns den Wilden Freiger zu verschieben und am nächsten Tag zur Nürnbergerhütte zu laufen.

 

 

Am nächsten Morgen war der Blick gleich null

In den Nebel ging's hinein
In den Nebel ging's hinein

Der Hüttenwirt hatte recht. Wir traten am nächsten Morgen aus der Tür und standen in einer dichten Nebelsuppe. Vom schönen Bergpanorama des letzten Tages war nichts übrig geblieben.  Lediglich die herbstlich rot leuchtenden Blau- und Preiselbeerbüsche stachen aus den grauen Schwaden heraus.

 

Der Übergang zur Nürnbergerhütte ist mit knapp 3 Stunden nicht weit. Die Stahlseile an manchen Stellen im Fels machen den Weg technisch interessant. Laut Beschreibung besticht diese Tour auch landschaftlich - einige Seen, schroffe Felsen und den Blick auf das ewige Eis, blieben uns leider durch den Nebel verborgen.

 

 

Am "Niederl" gibt es sogar ein Gipfelkreuz

Kurz reißt der Nebel auf dem "Niederl" auf.
Kurz reißt der Nebel auf dem "Niederl" auf.

Aber die eingeschränkte Sicht hatte auch was für sich. Nicht abgelenkt durch umherschweifende Blicke, hatte ich Zeit zum nachdenken und zur Ruhe zu kommen, von der anstrengenden Arbeitswoche.

 

An diesem trüben Tag kamen uns nicht viele Bergsteiger entgegen und wir konnten die Stille genießen. Am "Niederl", einer Gratlücke angekommen, legten wir eine kleine Rast ein. Sogar ein Gipfelkreuz gibt es hier. Ich freute mich über die beiden jungen Wanderer, die uns begegneten. Sie unternahmen ihre erste größere gemeinsame Bergtour und fragten uns interessiert nach dem weiteren Weg. Viel mehr Jugendliche und junge Erwachsenen sollten in die Berge kommen, um vom schnelllebigen Alltag los zu kommen und die Natur zu genießen, dachte ich mir.

 

Die Nürnbergerhütte war zwar nicht in Sicht, aber wir fanden sie trotzdem

Kurze Kraksel-Stellen machen die Tour interessant, trotz Nebel
Kurze Kraksel-Stellen machen die Tour interessant, trotz Nebel

Der Nebel verdichtete sich und wir erkannten überhaupt nichts mehr. Zum Glück war der Weg sehr gut markiert und wir kamen gut auf der Nürnbergerhütte an.

 

Wieder war das Essen der Hammer. Als Naschkatze kann ich euch die Sachertorte sehr empfehlen und falls es das selbstgemachte Blaubeereis gibt, müsst ihr das unbedingt zum Nachtisch probieren. Oh je, ich sehe schon, am nächsten Tag muss einen große Tour her, um die angefressenen Kalorien wieder los zu werden ;-)

 

Ihr wollt die Tour nachlaufen? Hier findet ihr die GPX-Tracks dazu:

Wart ihr auch schon mal im Stubai?

Welche Tour könnt ihr mir empfehlen?

Schreibt mir gerne in den Kommentaren


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