Etappe 6 des Malerweg im Elbsandsteingebirge

Von Thürmsdorf nach Königstein, hinauf zum Quirl, Pfaffenstein, Gohrisch und Papstein

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Mit der "Barbarine" im Rücken und der Sonne auf dem Nacken, lässt es sich auf dem Pfaffenstein gut aushalten

Endspurt auf unserer letzten Etappe des Malerwegtrekkings - schöner hätte ich mir diese nicht vorstellen können. Landschaftlich holte das Elbsandsteingebirge nochmals alles aus der Tasche, was es zu bieten hatte. Gleich zu Beginn beeindruckte aus die berühmte Festung Königstein, die zu einer der größten Festungsanlagen Europas gehört. Im weiteren Verlauf standen wir auf vier Tafelbergen, von denen vor allem der Pfaffenstein ein wirkliches Highlight ist. Er wird auch als die "kleine sächsische Schweiz" bezeichnet, weil er auf komprimiertem Raum eine Vielzahl an markanten Sandsteinfelsen aufweist. Allen voran die "Barbarine", ein freistehender Felsen, der zugleich das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz darstellt.

 

Teilweise legten wir während unseres Trekkings Etappen zusammen und liefen die Tour in umgekehrter Reihenfolge. Heute waren wir sozusagen auf der offiziell 7. und 6. Etappe des Malerwegs unterwegs.

Die letzte unruhige und kalte Biwaknacht

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Durch die "Götzinger Höhle" geht es am frühen Morgen.

Unsere letzte Nacht im Freien hatte es echt in sich.

Mit -6 Grad stellte sie die kälteste aller Nächte dar und dementsprechend gerädert fühlte ich mich am Morgen. 

"Bist du auch wach?", fragte mich mein Wanderbuddy Siggi um 5 Uhr morgens, der irgendwo neben mir in den Untiefen seines Schlafsacks verborgen lag. "Ja", war meine schläfrige Antwort.

"Sollen wir jetzt schon los laufen?", wollte er von mir wissen. "Ne, lass und noch versuchen etwas zu schlafen", meinte ich mit leicht zitternder Stimme. Die Gewissheit, dass es außerhalb meines Schlafsacks noch Kälter war, motivierte mich nicht gerade in der Dunkelheit aufzustehen. Gefühlt war ich eh bereits ein Eisklumpen und sah überhaupt keine Möglichkeit, mich irgendwie zu bewegen.

 

Eine Stunde später rafften wir uns dann doch auf. Wir waren uns beide einig, dies war eindeutig die unruhigste Nacht auf unserem Malerwegtrekking. 

 

Kulturelles Highlight am Malerweg - die Festung Königstein

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Die Festung Königstein thront majestätisch über uns.

"Hast du die komischen Geräusche in der Nacht auch gehört?", wollte ich von Siggi wissen. "Ja, die waren echt gruselig und keine Ahnung, was das war", meinte er. Zum Glück werden wir die kommende Nacht im Warmen verbringen, dachte ich erleichtert, hievte meinen Rucksack auf die Schultern und los ging es.

 

Unser erstes Zwischenziel war die Festung Königstein, die auf dem gleichnamigen 240 Meter hohen Tafelberg steht. Die mittelalterliche Festung stellt mit ihrer fast 1,7 Kilometer langen und 42 Meter hohen Mauer eine der größten Festungen Europas dar. Die Besichtigung konnten wir uns zeitlich nicht leisten. Trotzdem war bereits der Anblick auf die Festung außerhalb der Mauern gigantisch. Nach Funden zu urteilen, konnte eine Besiedlung bereits 1100 v.Chr. nachgewiesen werden. Eingenommen wurde die Festung übrigens tatsächlich nie.

 

Morgenroutine immerhin im Warmen

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Die Aussicht auf die Elbe - einfach jedes Mal wunderschön.

Als wir unterhalb der Festung ankamen, war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Ich hatte mich so auf ein ordentliches Frühstück gefreut. Schmerzlich musste ich feststellen, dass das Kiosk erst um 11 Uhr öffnete. Wir waren damals im April des 1. Coronajahrs hier und viele Restaurants und Buden hatten geschlossen. So ein Mist aber auch, fluchte ich innerlich. In meinem viel zu schweren Rucksack hatte ich mehrere Portionen Treckingnahrung, inklusive eines Gaskochers dabei. Da Siggi während der Tour überwiegen fastete (wobei Kaffee irgendwie immer ging), wollte ich ihn morgens mit Essenkochen nicht lange warten lassen. So schleppte ich die Sachen überwiegend unnütz die letzten Tage mit mir rum.

 

Immerhin hatte es ein öffentliches WC, das auch noch sehr sauber und warm war. So war das Zähneputzen gleich viel angenehmer, als mit fast gefrorenem Wasser. Wir ließen uns Zeit, machten uns etwas frisch, wärmten uns auf und liefen mit knurrenden Mägen weiter zum Ort Königstein.

 

Kaffeedurst und Zuckerschock

Im Ort Königstein gab es erstmal Kaffee und Frühstück beim Bäcker.
Im Ort Königstein gab es erstmal Kaffee und Frühstück beim Bäcker.

Auf einem tollen Weg, oberhalb der Elbe ging es weiter. Es war ein schöner Morgen - die Sonne schien und strahlte bereits am frühen Morgen mit den gelb blühenden Forsythien um die Wette. Unter uns lag der Ort Königstein. Hier wird es doch sicher etwas zu Essen geben, hoffte ich inständig.

 

Tatsächlich fanden wir einen Bäcker. Siggi stillte seinen Kaffeedurst gleich mit 2 großen Bechern, während ich mir irgendwelche süßen Teile in den Mund stopfte. Ich war glücklich - so einfach ist das ;-)

Vielleicht dem Zuckerschock geschuldet, vergaß ich mein Buff-Tuch auf einem der Blumenkübel, auf denen wir in der Sonne saßen und frühstückten. Das fiel mir allerdings erst viel später auf und zurück laufen stellte keine Option mehr dar. Als wir am nächsten Tag mit dem Auto hier nochmals her fuhren, lag es tatsächlich immer noch da :-).

 

Durch Königstein führt der Malerweg weiter

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Die Diebeshöhle, die sich kurz unterhalb des Quirls befindet.

An wunderschönen, alten Fachwerkhäusern und romantischen Schrebergärten entlang, ging es durch Königstein. Der Weg zog bereits im Ort schon ziemlich an. Am Höhenprofil unseres Wanderführers erkannten wir, dass es jetzt stetig ordentlich bergauf gehen würde. Zum Glück hab ich ein Frühstück im Bauch, dachte ich beruhigt.

 

Der Malerweg ging in den Wald über. Gleich viel angenehmer auf dem weichen Waldboden zu laufen, als auf dem harten Asphalt. Meine Füße und die entzündete Achillessehne bedankten sich. Eine große Höhle tat sich vor uns auf. "Das muss die Diebeshöhle sein, die auf der Karte eingezeichnet ist", sagte ich zu Siggi. Die Höhle wurde in der frühen Geschichte oft von Jägern genutzt. Mit einer Länge von 29 Metern gehört sie zu den größeren Höhlen im Elbsandsteingebirge.

Wir warfen kurz einen Blick hinein, bevor es bergauf weiter ging.

 

Der bekannte Forststeig führt ebenfalls hier am Quirl vorbei

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Die Wanderwege durch die Wälder sind ein purer Genuss, selbst mit unseren schweren Rucksäcken.

Fast umrundeten wir den Quirl, einen 349 Meter hohen Tafelberg. Bis ins Jahr 1800 lagen hier oben Felder. Später wurden diese aufgegeben, da der Zutritt aufgrund der Nähe zu Festung Königstein gesperrt wurde. Heute gibt es hier mehrere Wanderwege. Unter anderem führt der bekannte Forststeig ebenfalls hier vorbei. Auf diesem kann man 6-8 Tage lang grenzüberschreitend zwischen Deutschland und Tschechien im Elbsandsteingebirge wandern. Nächtigen kann man in Trekkinghütten und auf ausgewiesenen Biwakplätzen. Sicherlich auch mal eine lohnende Trekkingtour, dachte ich mir. Doch erstmal mussten wir den Malerweg erfolgreich zu Ende bringen.

 

"Die Gegend wo ihr morgen seid, mag ich am liebsten", hatte ich noch meinen ehemaligen Kollegen Daniel in den Ohren, mit dem ich gestern Abend kurz telefonierte. Bei ihm würden wir die kommende Nacht verbringen, bevor wir unsere Heimreise antreten werden. Die Worte motivierten mich, denn nun folgte ein recht steiler Anstieg hinauf zum Pfaffenstein.

 

Die sächsische Schweiz in klein - der Pfaffenstein

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Klettergebiet Pfaffenstein und hier zu sehen, der Jäckelfels.

Der anstrengende Aufstieg hatte sich definitiv gelohnt. Meterhohe Felstürme begrüßten uns - einer schöner als der andere. Nicht umsonst wird der Pfaffenstein als "die kleine sächsische Schweiz" bezeichnet. Auf einer Fläche von ca. 12 ha ragen die Felsen, welche teilweise stark zerklüftet sind, in den Himmel. Bei Kletterern ist dieses Gebiet mit seinen 32 anerkannten Klettergipfeln überaus beliebt. Am bekannten Jäckelfels beobachteten wir eine Zeit lang einen Kletterer, der die fast glatte Wand elegant hinauf kletterte. 

 

Wir gingen noch etwas weiter bergauf - immerhin ist der Pfaffenstein 434 Meter hoch. Obwohl wir hier oben zum ersten Mal auf dem Malerweg leichte Wegfindungsprobleme hatten, machte es mir Spaß zwischen den hohen Felsen hindurch unseren Weg zu suchen. Zum ersten Mal trafen wir auch auf mehr als eine Hand voll andere Wanderer. Wobei wirklich voll war es hier Anfang April immer noch nicht.

"Hier oben gibt es auch eine Gaststätte", lachte Siggi, der angetrieben vom Kaffeedurst stramm voraus stapfte.

 

Neue Energie dank Kaffee

Siggi ist überglücklich, einen funktionstüchtigen Kaffeeautomaten gefunden zu haben.
Siggi ist überglücklich, einen funktionstüchtigen Kaffeeautomaten gefunden zu haben.

Ok, die Gaststätte hatte mal wieder geschlossen. Aber siehe da, in einer offenen Hütte stand ein nigelnagelneuer Kaffeeautomat. Siggi war im Glück. So ausgelassen hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen ;-). Während Siggi seinen Kaffee schlürfte (ok, ich trank auch einen Becher), studierte ich noch einmal unseren Wanderführer.

 

"Hier steht, dass der Malerweg eigentlich nicht direkt an der Barbarine vorbei führt", las ich vor. "Ich würde die aber gerne sehen".

"Klar gehen wir da noch hin", sprudelte Siggi vor neuer Energie beziehungsweise Koffein.

 

Die Barbarine - ein imposanter Felsturm im Elbsandsteingebirge

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Darf ich vorstellen: die Barbarine - das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.

Nach einem kurzen Abstecher standen wir vor der markanten Felsnadel - der Barbarine. Als Wahrzeichen der sächsischen Schweiz durften wir uns diesen Felsturm natürlich nicht entgehen lassen. Zum fotografieren ist dieser Hotspot tatsächlich gar nicht so praktisch gelegen, irgendwie kann man mit einer Kamera schlecht ums Eck fotogarfieren. Wir sprangen über ein paar glatte Felsen, um eine bessere Position zu bekommen. Ich hatte etwas Schiss von den Steinen abzurutschen - so wirklich sicher fühlte ich mich mittlerweile nicht mehr auf meinen müden Beinen.

 

Durch Blitzschläge in den Gipfelkopf und der fortschreitenden Erosion, wurden die oberen Felsen der Barbarine immer instabiler. Für den Klettersport wurde daher ein generelles Besteigungsverbot ausgesprochen.

 

Die Barbarine: versteinerte Jungfrau und Wahrzeichen der sächsischen Schweiz

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Hier oben am Pfaffenstein lässt es sich gut aushalten. Es gibt zahlreiche Plätze zum Verweilen.

Einer Sage nach, ist die Barbarine eine versteinerte Jungfrau. Anders als ihre Mutter damals glaubte, ging ihre Tochter nicht in die Kirche, sondern traf sich heimlich mit einem jungen Mann auf dem Pfaffenstein. Sie gingen in die Heidelbeeren, wo sie die Mutter erwischte. Im Zorn wurde die Tochter von ihrer Mutter verwunschen und wurde zu Stein. Mit ihrem Steinbild sollte sie alle ungehorsamen Kindern warnen.

 

Nach unserem kulturellen und landschaftlich einzigartigen Zwischenstop führte unser Weg weiter durchs sogenannte "Nadelöhr". Wie der Name schon erahnen lässt, wurde es eng. Zwischen den Felsen hindurch führte eine schmale Stahlleiter. Mit unseren großen Rucksäcken bleiben wir an einigen Stellen regelrecht stecken. Mit Drücken, Schieben und ein wenig Bauch einziehen, haben wir es durch den Spalt geschafft. 

 

Noch zweimal geht's hoch - zum Gohrisch und dem Papstein

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Auch ein Tafelberg im Elbsandsteingebirge ist der Gohrisch, von dem man eine wunderschöne Aussicht genießen kann.

Langsam aber sicher befanden wir uns auf der Zielgeraden des Malerwegs. Wir hatten die 8 Etappen fast geschafft. Noch zwei Anstiege hatten wir zu bewältigen und dann war ich endlich diesen sau schweren Rucksack los.

 

Es ging hinauf zum Gohrisch, einem weiteren Tafelberg im Elbsandsteingebirge. Ein kleiner Holzpavillon lud zur Rast ein. Einige Wanderer saßen auf dem Felsplateau in der Sonne und genossen die tolle Aussicht . Wir hatten keine Zeit um länger zu verweilen. Die Aussicht den Rucksack bald endgültig los zu werden und bei Daniel gemütlich zu grillen, überwog und so wanderten wir den Gohrisch hinab, um auf den Papstein wieder hinauf zu wandern. Komischerweise lief es jetzt am Ende wie am Schnürchen - unseren letzten Anstieg nahmen wir beide überhaupt nicht mehr war.

 

Ziel erreicht: der Malerweg war ein tolles Abenteuer

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Geschafft - überglücklich und mit zahlreichen unvergesslichen Erlebnissen kommen wir wieder am Ausgangspunkt in Kleinhennersdorf an.

Wie im nu standen wir auf dem Papstein, unserem letzten Tafelberg auf unserer Trekkingtour. "Jetzt geht's nur noch bergab", schmunzelte ich. Es lief auf einmal wie von allein.

Als wir an einem Wegweiser lasen "20min nach Kleinhennersdorf", waren wir beide positiv überrascht. "Krass, wir sind echt gleich da", jubelte ich. Pünktlich um 16:30 Uhr kamen wir an unserem geparkten Auto an und eine gute Stunde später saßen wir bei Daniel am üppig gefüllten Grilltisch und ließen es uns gut geh'n.

 

Über 115 Kilometer und fast 3.600 Höhenmeter später, standen wir nach 6 Tagen wieder am Ausgangspunkt unserer Tour. Die Landschaft im Elbsandsteingebirge, mit ihren zahlreichen Tafelbergen, Schluchten, Leitern und Treppen faszinierte uns sehr. Wir waren beide überrascht und zugleich beeindruckt, wie abenteuerlich es in Deutschland sein kann. Die bitterkalten Nächte hatten uns beide ordentlich zugesetzt und trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, wird uns dieses Abenteuer sicherlich ewig in Erinnerung bleiben. Und wie Siggi immer so schön sagt: "später im Altenheim werde ich dann die alten Damen mit meinen erlebten Abenteuern beeindrucken".

 

Ihr wollt den Malerweg auch wandern? Hier findet ihr den GPX-Track der Tour:

Alle wichtigen Infos zum Malerweg findest du hier in meinem Artikel zusammengefasst.

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