Etappe 4 des Malerweg im Elbsandsteingebirge

Von Hohnstein über die Schwedenlöcher zur Bastei, durch Wehlen und über den Uttewalder Grund bis nach Lohmen

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Bastei).
Highlight der offiziell 2. Etappe ist die Bastei, hoch oben über der Elbe.

Die heutige Etappe war mit Höhen und Tiefen geprägt - zum einen was die Höhenmeter betraf, zum anderen wegen meines seelischen- und körperliches Wohlbefindens. Laut Wanderführer ging es heute beständig kräftig auf und ab, was die vermeintlich kurze Etappe recht anstrengend werden lässt. Darauf wollten wir nicht hören und legten die offiziell 1. und 2. Etappe des Malerwegs heut an unserem vierten Tourentag zusammen. Am Ende des Tages war ich echt platt und überglücklich, einer älteren Dame namens Eva-Maria mit ihrem Dackel Fipps begegnet zu sein.

 

Landschaftlich waren die beiden Etappen wieder einmal absolut faszinierend. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit war die Bastei, die wir dank Corona so gut wie alleine für uns genießen konnten.

Süße Gewohnheiten sollte man nicht ändern

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Die ersten Schritte am Morgen durch den Wald .

An die kalten Temperaturen in der Nacht werde ich mich wohl nie gewöhnen - an den Kuchen zum Frühstück schon. Auf der gestrigen Etappe hatte ich mir einen leckeren Zupfkuchen mitgenommen, den ich mir heute, an diesem wieder einmal bitterkalten Aprilmorgen gönnte. Siggi war bereits abmarschbereit, musste aber wohl oder übel warten, bis ich das süße Stück verputzt hatte. Er zog wie jeden Morgen mit leerem Magen los, da er auf dem Malerweg fasten wollte.

 

Nebelschwaden durchzogen den Wald und hüllten ihn in Schweigen. Ich liebte dieser Stimmung am Morgen immer besonders gerne. So ruhig und friedlich war es hier in den Wäldern des Elbsandsteingebirges und wir konnten gut unseren Gedanken nachhängen.

 

Zu zweit ist es einfach schöner

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Ich hoffe ich erzähle euch jetzt keinen Mist - aber das müsste der Hockstein sein ;-)

Wir befanden uns kurz vor dem Ort Hohnstein irgendwo im Wald. Laut Wanderführer war es nicht mehr weit bis zu diesem Ort und Siggi war bereits voller Vorfreude auf einen Kaffee, den er sich trotz Fasten regelmäßig gönnte. "Eine heiße Schokolade wäre jetzt auch toll", träumte ich vor mich hin. So ganz wach war ich irgendwie noch nicht. In der Nacht hörten wir oft die Rufe eines Uhu's. So schön sich die Naturgeräusche auch anhören, so ungewohnt sind die doch für mich und manchmal ängstigen sie mich. Ich war froh, meinen Wanderbuddy Siggi dabei zu haben - da fühlte ich mich definitiv gleich viel sicherer.

 

In der Ferne leuchtete uns der Hockstein entgegen. Der hat's gut, wird von der Sonne bereits angestrahlt, während wir noch immer im Schatten frieren. Später wird es auf diesen rauf gehen.

 

Eine der zahlreichen Burgen im Elbsandsteingebirge

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Burg Hohnstein)
Blick auf die Burg Hohnstein, die im gleichnamigen Ort liegt.

Kurze Zeit später blitze die Burg Hohnstein durch die Bäume. Sie steht auf einer 140 Meter hohen Sandsteinplatte über dem Polenztal und befindet sich im gleichnamigen Ort Hohnstein. Die vermutlich im

12. Jahrhundert erbaute Burg hat schon einiges miterlebt. So war sie zu Beginn eine böhmische Grenzfestung gegen Sachsen, später Gefängnis, Konzentrationslager, Jugendherberge sowie ein Naturfreundehaus. Heute befindet sich unter anderem ein Burghotel in der Anlage, das man für Feste, Tagungen oder auch sonstige Events und Nächtigungen nutzen kann.

 

Wir streiften durch die Gassen auf der Suche nach einem Bäcker. "Das gibt es doch nicht, es gibt hier echt nichts!", raunte Siggi. Ich zückte mein Handy und wollte ebenfalls nach einem Bäcker Ausschau halten - kein Empfang. "Lass uns mal jemanden fragen", meinte ich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an so einem Touri-Ort keinen Bäcker hat". 

 

Wir haben echt Pech

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Kalt ist es hier im April - vor allem in den Nächten.

Bis wir jemandem begegneten, dauerte es eine Weile. Der Ort schien wie ausgestorben zu sein. "Hier hat alles zu gemacht", antwortete uns ein alter Mann der gerade mit seinem Hund Gassi ging. "Wir sind hier komplett abgeschnitten. Zum nächsten Bäcker muss man über 30km fahren".

 

Ok krass, das hatten wir so nicht erwartet. Ein Cafe hatten wir zwar gefunden, das hatte aber wegen Corona geschlossen. Ich blickte auf eine Buchs-Hecke, die mit einer dicken Schicht Raureif überzogen war. Wie gerne hätte ich jetzt etwas warmes getrunken. Meine Stimmung fiel etwas in den Keller. Auch Siggi, der eigentlich immer gut gelaunt ist, blickte enttäuscht drein. So langsam zehrte die anhaltende Kälte doch zunehmend mehr an uns.

 

Bergauf mit der Sonne im Herzen

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Die wunderschönen Wege, entlang an Sandsteinfelsen machen den Malerweg so besonders.

Beim Abstieg von Hohnstein hinunter ins Polenztal lief es noch gut. Unten angekommen schlugen wir die falsche Richtung ein. An der Russigmühle angekommen, stellten wir fest, das wir komplett falsch gelaufen sind. So mussten wir also ein ordentliches Stück wieder zurück, was unsere Stimmung nicht gerade erhellte. 

 

Dafür genossen wir die wärmende Sonne umso mehr, als wir zum Hockstein hinauf wanderten. Der Weg war wieder super schön, genauso wie wir es mittlerweile vom Malerweg gewohnt waren. An markanten Sandsteinen ging es entlang und weiter durch ein Felsentor, durch das wir unschwierig über eine Leiter gelangten.

 

Toller Rastplatz am Hockstein

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Hockstein)
An der Hockstein Aussicht lässt sich bestimmt super schön eine Vesperpause einlegen. Doch dafür hatten wir keine Zeit.

Oben am Hockstein angekommen, bot sich uns eine fantastische Aussicht. Wir sahen zurück nach Hohnstein, von wo wir her kamen. Auf einem Schild stand, dass die Felswarte Hockstein vermutlich als Vorposten zur Burg Hohnstein erbaut wurde. Heute steht hier eine gemütliche Schutzhütte. Für eine Pause war unsere heutige Etappe leider zu lange - wir mussten weiter.

 

Über die Teufelsbrücke ging es weiter, vorbei an der Rathewaldermühle und bergab weiter zum Amselfall. Wir kamen zügig voran und waren mittlerweile wieder recht gut eingelaufen. Am Amselfall angekommen, wollten wir uns diesen noch anschauen. Doch viele Gerüste waren damals hier aufgebaut und ließen nicht wirklich etwas erkennen. Egal, wir wollten eh über die "Schwedenlöcher" zur Bastei aufsteigen.

 

Über die Schwedenlöcher zur Bastei

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Schwedenlöcher)
Über die Schwedenlöcher kommt man zwar anstrengend, aber landschaftlich wunderschön zur Bastei hinauf.

So schön die "Schwedenlöcher" auch waren, so anstrengend waren sie auch. Mit unseren schweren Rucksäcken quälten wir uns die ungefähr 700 Treppen bergauf. Im 30-jährigen Krieg versteckten sich hier die Bürgerinnen und Bürger vor den schwedischen Truppen, daher der Name. Durch eine abenteuerliche Schlucht geht es vom Amselgrund recht steil 160 Höhenmeter zur Bastei hinauf. Wir hätten auch einfacher zur Bastei kommen können, doch dieser Wanderweg schien uns am schönsten.

 

"Oben bei der Bastei gibt es zig Buden", munterte Siggi mich auf. "Da bekommen wir dann endlich unseren gewünschten Kuchen mit Kaffee". Wir waren beide voller Vorfreude und stellten uns die leckersten Kuchen und Torten vor. Das trieb uns an, die letzten Stufen im nu zu bewältigen.

 

Hauptsehenswürdigkeit der Sächsischen Schweiz - die Bastei

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Bastei)
Foto der berühmten Bastei, ohne andere Menschen auf dem Foto. Das ist echt selten.

Endlich oben auf der Bastei angekommen, schlenderten wir zielstrebig über den Parkplatz vor zu den Buden.

Zu, alle waren zu!!!

 

"Das gibt es doch nicht!", jammerte ich. Siggi konnte es kaum glauben: "als ich schonmal hier war, war die Hölle los". 

Wir waren im ersten Corona-Jahr hier und mussten schmerzlich feststellen, das wirklich alle Buden und Restaurants geschlossen hatten. Nur am Wochenende sind sie offen, lasen wir auf einem Schild.

 

Mit knurrenden Mägen machten wir uns auf die Bastei zu erkunden. Etwas Gutes hatte das Ganze dann doch: wir hatten die Bastei so gut wie alleine für uns, was wirklich selten ist. Normalerweise tummeln sich hier, an der meistbesuchten Touristenattraktion der Sächsischen Schweiz, Menschen ohne Ende.

 

Was ist die Bastei eigentlich?

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Blick von der Bastei auf die Elbe)
Von der Bastei hat man einen wunderschönen Blick hinab zur Elbe.

Ich dachte zuvor immer, dass die Bastei die steinerne Brücke wäre. Dem ist aber nicht so. Die eigentliche Bastei ist ein

305 Meter hoher Felsen, der die Elbe überragt. Bereits 1938 wurde die Bastei unter Naturschutz gestellt. Das war lange Zeit bevor es den ersten Nationalpark in Deutschland gab.

 

Vor langer, lange Zeit (vermutlich gegen 1261) stand auf den Felsen die Burg Neurathen. Heute ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Die Burg war damals komplett aus Holz gebaut, welches diese lange Zeit natürlich nicht überstand. Über Brücken und Stege kann man heutzutage über die Felsformationen laufen. Wer genau hinschaut, kann in den Felsen noch Reste aus vergangener Zeit entdecken. 

 

Es lohnt sich wirklich hier alles abzulaufen, denn die Blicke tief hinunter in die Schlucht und zur Elbe sind einzigartig.

 

Burg Neurathen und ihre Brücke

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Bastei)
Die Felsformationen rund um die Bastei sind wirklich atemberaubend und die Brücke das i-Tüpfelchen

Die Brücke selbst wurde 1826 erbaut, um die Burg Neurathen zu erreichen. Wenn Feinde die Burg angriffen, wurde die damalige Holzkonstruktion einfach zerstört und die Angreifer stürzten in die tiefe Schlucht Mardertelle hinab.

 

1851 wurde die Basteibrücke dann mit 1.900 Tonnen Sandstein neu errichtet. Die Brücke von damals bildet heute noch die Basis für das berühmte Ausflugsziel. Bereits 1798 wurde es in Reiseliteraturen erwähnt. Seitdem reisen Jahr für Jahr mehr Touristen zur Hauptattraktion in der Sächsischen Schweiz. Jedes Jahr soll es über 1,5 Millionen Besucher hier her ziehen und wir stehen ganz alleine auf der Brücke und genießen die Aussicht - was für ein Tag :-)

 

In Wehlen komme ich endlich zu meinem Essen

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Elbufer)
Wanderpause am Elbufer bei der Stadt Wehlen.

Nach unserer Sightseeing Tour ging es weiterhin mit leeren Mägen nach Wehlen. Immerhin wanderten wir überwiegend bergab, was deutlich weniger kräftezehrend war.

 

Am Elbufer angekommen, genossen wir den tollen Flair und machten uns auf die Suche nach einer Gelegenheit zum Essen.

"Hier muss es doch jetzt endlich mal etwas geben!!!", nörgelte ich. Wir wurden fündig (oder zumindest ich, weil Siggi fastete ja eh). Bei einer äußerst unfreundlichen Kioskdame gönnte ich mir eine ordentliche Portion Rinderbratwurst mit Pommes. Mhhhh tat das gut - ich fühlte mich absolut ausgehungert und konnte es überhaut nicht begreifen, wie Siggi seinen Fasten-Trip weiterhin durchzog.

 

Mit einem etwas volleren Magen ging es weiter Richtung Stadtkern - ich finde da geht noch mehr rein, oder was meint ihr?

 

Da wird selbst Siggi schwach

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Kaffee- und Kuchenpause an der Kirche in der Stadt Wehlen.

Wie man unschwer am Foto erkennen kann, wurde nun auch Siggi schwach. Wobei, theoretisch hätten die beiden Kuchenstücke auch mir gehören können ;-).

Aber so war es nicht, versprochen.

 

Wir fanden eine tolle Konditorei und aßen auf den Treppenstufen der Kirche genüsslich unsere Leckereien. Zu gerne hätte ich mich rein in das warme Cafe gesetzt. Doch wegen den damaligen Corona-Bestimmungen gab es alles nur To-Go. Egal, Hauptsache süß, dachte ich mir - das wärmt zumindest mein Herz und meine Seele auf ;-)

 

Neben der Kirche gab es außerdem einen Wasserhahn, an dem tatsächlich "Trinkwasser" stand. Das war echt super, denn so langsam gingen unsere Wasservorräte zu Ende. Da die meisten Restaurants geschlossen hatten, hatten wir damals wirklich erhebliche Probleme mit dem Trinkwasser. Teilweise hatte ich Einwohner gefragt, ob sie mir meine Trinkflasche auffüllen konnten. Das wurde auch nie abgelehnt, aber trotzdem hatten wir das bei der Tourenplanung nicht für ein Problem gehalten.

 

Auf, auf geht's zur nächsten Etappe des Malerwegs

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz (Uttewalder Grund)
Wildromantisch geht es durch den Uttewalder Grund.

Mit dem Erreichen der Stadt Wehlen hatten wir eigentlich das "normale" Etappenziel bereits erreicht. Doch wir wollten noch eine weitere Etappe dran hängen und einen geeigneten Schlafplatz mussten wir auch noch finden.

 

So machten wir uns also auf, die offiziell 1. Etappe des Malerwegs (von Liebethal nach Stadt Wehlen) in umgekehrter Richtung zu laufen. Es ging durch den Uttewalder Grund, der rechts und links des Weges mit wieder einmal tollen Sandsteinen gesäumt ist. Wir hatten hier im Tal gar keine so großen Felsformationen erwartet, stellten Siggi und ich verwundert fest. Was wir auch nicht erwartet hatten - der Weg zog sich ganz schön in die Länge. 

 

Ich bin echt platt

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Wiesen, nichts als Wiesen - hier finden wir nie einen Biwakplatz.

Nachdem wir den Uttewalder Grund verlassen hatten, kamen nur Wiesen. Hier einen Biwakplatz für die Nacht zu finden war so gut wie unmöglich. Noch gaben wir die Hoffnung nicht auf und suchten an jedem Abzweig nach einer abgelegenen Schlafgelegenheit. Langsam aber sicher wurde ich zusehend mehr platt. Mir schmerzten die Achillessehnen schrecklich - bei jedem Schritt stach es wie Messerstiche und ich konnte überhaupt nicht mehr abrollen. Außerdem machte sich die herannahende Kälte immer mehr spürbar. Mein Nacken war verspannt, ich hatte Kopfschmerzen und wollte einfach nur gerne einen Schlafplatz finden.

 

"Hier finden wir unmöglich einen Platz", sagte ich zu Siggi. "Lass uns in die nächste Stadt laufen und dort schauen ob wir was finden. Zur Not sprechen wir einfach irgendwelche Leute an, ob wir in ihrem Garten schlafen dürfen". Ich hatte keine Lust und keine Kraft mehr, hier auf den endlosen Wiesen weiterzusuchen.

 

In Lohmen versuchen wir unser Glück

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Dackel Fipps freut sich auf uns.

Wir kamen nach Lohmen, das auch als "Tor zur Sächsischen Schweiz" bezeichnet wird. Mir ging es echt dreckig - gefühlt konnte ich keinen Schritt mehr weiter laufen. Da wir im ersten Corona-Jahr hier waren, waren Gaststätten, Pensionen und Hotels geschlossen. Uns blieb also nur die Chance auf barmherzige Anwohner zu stoßen, die uns bereitwillig aufnahmen. Die ersten 4 jüngeren Personen die ich ansprach, lehnten freundlich ab. Gärten und Garagen gab es hier genug, doch keiner wollte uns haben.

 

Schlecht gelaunt schlich ich hinter Siggi her, der stramm voraus lief. Wir erreichten fast das Ortsende und ich hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Eine ältere Frau, die gerade mit ihrem Dackel Gassi war, lief an mir vorbei und musterte mich und meinen schweren Rucksack. Ich grüßte sie freundlich und ein kurzes Stück liefen wir nebeneinander her. "Wollt ihr etwa draußen schlafen?", fragte sie sichtlich erstaunt, als sie wohl meinen Schlafsack am Rucksack entdeckte. "Ihr wisst schon, dass die Temperatur in den letzten Nächten bei -6 Grad lag?!"

 

"Ja, wir wissen das es sehr kalt ist. Die letzten Nächte schliefen wir bereits draußen", antwortete ich ihr etwas jämmerlich. "Tatsächlich hatten wir gehofft heute eine Pension oder auch nur eine Garage zu finden, hatten bisher aber keinen Erfolg". Ein kleiner Hoffnungsschimmer leuchtete in mir auf. Wird uns diese ältere Dame wirklich einen Unterschlupf anbieten?

 

Wir haben doch noch Glück - sehr viel Glück :-)

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Zum ersten Mal hatten wir es während des Trekkings warm :-)

"Ich kann euch unmöglich da draußen schlafen lassen", meinte sie besorgt. "Ich wohne alleine und habe sicherlich Platz für euch. Ist zwar nichts Besonderes und meine Enkel waren vorhin da. Vermutlich ist es ziemlich chaotisch in den Zimmern".

 

"Das würden sie echt machen!?!?", ich jubelte vor Freude und neue Lebensenergie kam in mir auf. "Es ist uns völlig egal, wie es aussieht. Mit einem warmen Zimmer hatten wir ursprünglich gar nicht gerechnet - das ist absoluter Luxus für uns".

 

Wir hatten einen wunderbaren Abend mit Eva-Maria und ihrem Dackel Fipps - eine heiße Dusche, jeder ein weiches Bett für sich alleine und sogar noch Makkaroni mit Käse, Wurst, Ketchup und Maggi (klassisch Sächsisch sozusagen). Wir saßen noch lange bei ihr in der Küche. Sie erzählte uns von alten DDR Zeiten, der Grenzöffnung und wie es danach weiter ging. Es war super interessant für mich und ich war beeindruckt, wie offenherzig und großzügig diese alleinstehende, an die 80-jährige Damen doch war. Für mich war sie definitiv die Rettung an diesem Abend und ich war ihr sooooooo unglaublich dankbar dafür.

 

Ihr wollt den Malerweg auch wandern? Hier findet ihr den GPX-Track der Tour:

Alle wichtigen Infos zum Malerweg findest du hier in meinem Artikel zusammengefasst.

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