Reise zu den Sternen

Fackelwanderung zur Sternwarte in Welzheim

Es war wieder Wander-Tag mit unserer bunt gemischten Gruppe aus Einheimischen und Geflüchteten aus Steinheim. Dieses mal überlegten wir uns etwas ganz besonderes - es sollte zum Sterne beobachten gehen. Das dies natürlich besser nachts als tagsüber geht, ist klar. Also machten wir uns ausgestattet mit Fackeln über den Planetenweg auf zur Sternwarte nach Welzheim.

 

Leider suchten wir uns einen ziemlich verregneten Abend aus. Das hielt unsere große Gruppe allerdings nicht ab. Dick eingepackt ließen wir den Wald und unsere Gemüter erhellen.

Die Spannung steigt

In einer der drei Kuppeln in der Sternwarte Welzheim
In einer der drei Kuppeln in der Sternwarte Welzheim

Das gibt's doch nicht!!! Fast zwei Wochen lang hatten wir ein traumhaftes Wetter - blauer Himmel, Sonnenschein pur und das im Februar. Pünktlich zu unserer geplanten Fackelwanderung zogen dichte, graue Wolken auf. Den ganzen Tag über regnete es schon und vermutlich wäre nicht nur ich lieber auf dem Sofa liegen geblieben, als nachts durch den Wald zu stapfen.

 

28 Anmeldungen unserer Multi-Kulti Wandergruppe hatte ich - so viel wie noch nie. Ich war gespannt, wie viele es bei diesem ungemütlichen Wetter wirklich vor die Tür zog.

 

25 Abenteurer - so viele wie noch nie

Da haben wir uns leider nicht das beste Wetter ausgesucht.
Da haben wir uns leider nicht das beste Wetter ausgesucht.

Zu meiner Freude und großen Überraschung, wagten tatsächlich 25 Steinheimer das Abenteuer mit mir. Mein Handy klingelte und der Herr von der Sternwarte war am anderen Ende: "Ich wollte mal fragen, ob sie bei diesem Shit-Wetter den Weg tatsächlich auf sich nehmen wollen?"

"Klaro", antwortete ich und grinste zu meinen drei afghanischen Mädels auf der Rückbank, die bisher bei jeder Tour dabei waren. 

 

Die logistische Herausforderung, alle Teilnehmer nach Welzheim zu bringen, meisterten wir schon mal spitze. Jetzt galt es den Weg in der Dunkelheit zur Sternwarte zu finden und keinen zu verlieren.

 

Echt jetzt?

Am Ende hatten wir uns nochmals am Feuer aufgewärmt.
Am Ende hatten wir uns nochmals am Feuer aufgewärmt.

"Was macht ihr denn hier?", fragte uns ein Mann, der auf dem Wanderparkplatz stand und gerade am Heim fahren war. "Wir wandern jetzt zur Sternwarte", sagte ich fröhlich. Er so: "Echt jetzt?" und schaute mich entgeistert an. Und dann: "Wow, ich bin immer wieder überrascht, auf was für coole Ideen die Schwaben so kommen".

Wenn es hell gewesen wäre, hätte er gesehen, dass wir nicht nur Schwaben, sondern auch Syrer, Eritreer, Afghanen... sind.

 

Bevor es los ging stellte sich jeder nochmals mit einem Blick ins Licht vor. Jeder zweite bekam eine Fackel und war somit mitverantwortlich, dass die Wanderer ohne Fackel den Weg genauso gut sahen wie sie selbst. Auf matschigen Wegen ging es dann endlich los - die Vorfreude und Euphorie war jedem anzumerken.

 

Eine unbeschreiblich schöne Stimmung

Die Stimmung mit den Fackeln im Wald war einfach nur bezaubernd.
Die Stimmung mit den Fackeln im Wald war einfach nur bezaubernd.

Ich kann's euch sagen, das Bild von so vielen flackernden Fackeln im Wald war einfach unglaublich schön. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Manche genossen in Stille, andere sagten immer wieder ehrfürchtig, wie mega schön sie die Stimmung empfanden. Wie ein riesiger Feuerwurm schlängelte sich unsere Gruppe über die Pfade und tauschte den Wald in ein warmes orangefarbenes Licht.

 

Die Fackeln dufteten nach Wachs und überall knisterte und zischte es. Teilweise spürte man die Wärme des Feuers, wenn gerade mehrere Fackeln um einen herum waren. Es war sooooooo schön für mich, in die leuchtenden Gesichter zu schauen, die nicht nur vom Feuer so erhellt waren, sondern ganz bestimmt auch von diesem unbeschreiblichen und besonderen Ereignis. 

 

Gemeinsam schafften wir es den Weg zu finden

Eins der Highlights war sicherlich der Weg durch die Kesselgrotte, von der das Wasser herunter plätscherte.
Eins der Highlights war sicherlich der Weg durch die Kesselgrotte, von der das Wasser herunter plätscherte.

Wir verfehlten den Abzweig nach rechts zur Kesselgrotte. Zu schmal und schlecht zu erkennen war dieser Pfad und zu vertieft waren wir in unsere Gespräche. Mhhhh, mir kam der Weg komisch vor. "Sollen wir weiter laufen oder doch wieder umkehren?", frage ich meinen Mann Micha. Vor knapp vier Wochen waren wir den Weg schon bei Tageslicht abgelaufen, aber irgendwie sieht jetzt alles anders aus.

 

Ich rannte mit der Stirnlampe etwas voraus und kam dann wieder zurück. "Ich glaube das stimmt nicht, wir müssen zurück". Wir waren uns schnell einig ein kurzes Stück zurück zu laufen und nach der Abzweigung zu schauen. Gemeinsam fanden wir dann den Pfad zur Kesselgrotte und ich war beruhigt.

 

Im Flow

Schöne Begegnungen und tolle Gespräche, wie bei jeder Wanderung mit uns.
Schöne Begegnungen und tolle Gespräche, wie bei jeder Wanderung mit uns.

Ich muss gestehen, vor dieser Wanderung im Dunkeln war ich schon etwas aufgeregt. Einige Teilnehmer waren zum ersten Mal dabei und ich kannte sie nicht. Hinzu kommt, dass manche Geflüchtete nicht gerade die besten Erfahrungen mit der Dunkelheit gemacht haben und diese teilweise fürchten. Ich selbst fühle mich auch nicht 100%ig wohl, wenn es dunkel ist. Dazu kam die Sorge, ich könnte jemanden verlieren oder es würde sich jemand am Feuer oder auf dem rutschigen Weg verletzen. 

 

Für mich war dieser Abend eine echte Herausforderung, die sich zwar nur im Kopf abspielte, aber ziemlich unangenehm war. Kennt ihr das auch, Kopfkino und große Sorgen vor einem Erlebnis? Und dann geht es los, man kommt in den Flow, alle Ängste sind wie weggeblasen und man ist nur noch am genießen. Genauso war dieser Abend für mich.

 

Die Sternwarte in Welzheim

Unglaublich, dieses riesige Teleskop in der Sternwarte.
Unglaublich, dieses riesige Teleskop in der Sternwarte.

Pünktlich um kurz vor 20 Uhr kamen wir an der Sternwarte an und wurden freundlich von Herrn Gräber und Herrn Fürst begrüßt, die ehrenamtlich Führungen hier anbieten. Die Sternwarte in Welzheim zählt zu den am besten ausgestattetsten Anlagen Süddeutschlands. Zu schade, dass wir mit den beeindruckenden Teleskopen nichts sahen, da der Himmel komplett bewölkt war. Umso mehr freuten sich alle, als uns die beiden Herren verkündeten, dass wir kostenlos nochmal kommen dürfen, wenn der Himmel klar ist. 

 

Die Kuppel über dem Teleskop lässt sich drehen und öffnen. Ich bin schon sehr gespannt, wenn wir das in ein paar Wochen live sehen werden. Auf meine Frage hin, ob man auch Raumschiffe damit sehen könnte, brachen alle in Gelächter aus. Naja, ich bin halt nicht so der Weltraum-Crack ;-)

 

Bunt sind auch wir

Aufgenommen wurde dieses Fotos in der Sternwarte Welzheim
Aufgenommen wurde dieses Fotos in der Sternwarte Welzheim

Anschließend schauten wir noch einen Film. Wir erfuhren viel interessantes über weit entfernte Galaxien, Supernovas, den Ursprung der Sterne und das jeder von uns einen Teelöffel voll Urmaterie in sich trägt. Auch wenn die Astrophysik teilweise schwer zu verstehen ist, sprachen die Bilder und Videoaufnahmen für sich. Man spürte wie ehrfürchtig alle wurden. Schließlich sind wir alle Teil eines großen Ganzen und wirklich ein Wunder.

 

Das Highlight waren sicherlich die von der Sternwarte selbst gemachten Fotos vom Orion-Nebel, der Andromeda-Galaxie, den Mondkratern, Kometen und abertausenden von Sternen. Wir waren alle überrascht, wie bunt und farbenprächtig es "dort oben" aussieht.

 

Verantwortung haben, für sich und andere

Wieder draußen war es ziemlich kalt, windig und regnerisch.
Wieder draußen war es ziemlich kalt, windig und regnerisch.

Alina hatte noch für alle herzhafte Schneckennudel gebacken, die wir während der Filmvorführung genüsslich aßen. Gut gestärkt traten wir wieder hinaus in die Dunkelheit. Es war spürbar kälter und der Wind pfiff uns nur so um die Nasen.

 

Nun bekamen die anderen die Fackeln in die Hand und waren verantwortlich den Rückweg zu erhellen. Bergab wurde es ganz schön rutschig auf dem nassen Waldboden. Hand in Hand schafften wir diese Passage und kamen bald wieder an der Kesselgrotte heraus. 

 

Gemeinsamer Abschluss am Feuer

Gemeinsamer Abschluss am Feuer.
Gemeinsamer Abschluss am Feuer.

Zurück am Parkplatz warfen wir die Fackelstümpfe zusammen und standen noch eine Weile gemeinsam am wärmenden Feuer. "Ne Rote Wurst oder Marshmallows wären jetzt auch nicht schlecht", sagte einer. Stimmt, hatten wir aber nicht dabei. Es war auch bereits 22 Uhr und die einstündige Rückfahrt stand auch noch an.

 

Mustafa stimmte ein syrisches Lied an. Wir machten einen großen Kreis um das Feuer, hakten gegenseitig unsere kleinen Finger ein, drehten uns zur Melodie im Kreis und versuchten die Passagen nachzusingen. Klappte ganz gut :-)

So endete ein wunderschöner und ganz besonderer Abend für alle.

 

Vielen herzlichen Dank nochmals an die Sternwarte Welzheim für die spannende Führung und das wir nochmals wieder kommen dürfen. Vielen Dank auch an den Freundeskreis Asyl Steinheim, der die Fackeln und die Führung in der Sternwarte finanzierte. Last but not least tausend Dank an meine liebe "Wanderglück" Gruppe, auf die ich mich immer verlassen kann und mit der ich soooo viel Spaß habe.

 

Den GPX-Track zur Tour findet ihr hier:

Bei Dunkelheit ist der Weg durch das Edenbachtal nicht ungefährlich. Wir sind daher lediglich vom Parkplatz der Laufenmühle, über die Kesselgrotte zur Sternwarte gelaufen. Der Rückweg war dann der gleiche wie der Hinweg. Dauer ca. 30-45 Minuten einfache Wegstrecke. Den Flyer zum Planetenweg findest du auch oben in den Fotos.

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Kommentare: 2
  • #1

    Faeza (Sonntag, 03 März 2019 19:37)

    Ich hatte sehr schöne Abend mit euch alle❤❤

  • #2

    Myriam (Dienstag, 05 März 2019 20:35)

    Es freut mich sehr Faeza, dass du jedes mal mit dabei bist. Mir macht es auch immer sehr viel Spaß mit Euch.

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