Herbstwanderung auf der Waldheide bei Heilbronn

Neben multikulturellem Essen, gab es wieder tolle Gespräche und einen haarigen Zuwachs auf unserer Wanderung

Integrationsprojekt "Wanderglück" - mit Einheimischen und Geflüchteten tolle Wanderungen gemeinsam erleben
Nach der Wanderung wurden wir mit einem leckeren Essen belohnt

Endlich waren wir mit unserem tollen Integrationsprojekt namens "Wanderglück" wieder draußen unterwegs und das bei einem wunderschönen Herbsttag. Wir freuten uns sehr, gleich fünf neue Gruppenmitglieder begrüßen zu dürfen.

 

Ein anderer, haariger Freund, wollte sich uns ebenfalls anschließen. Während der Wanderung lief uns "Samba" zu, ein Hund der auf Wildschweinjagd war und sein Frauchen verloren hatte. Jeder und Jede ist gerne bei uns willkommen und so nahmen wir auch Samba in unserer Mitte auf. Vor allem die Kinder waren total begeistert von ihm. So erlebten wir mit ihm eine spaßige Tour, die mit einem Happy End ausging - pünktlich, als wir uns am Ende zum Grillen hinsetzten, kam der Anruf des Frauchens. 

 

Die Tour verlief auf der Waldheide in Heilbronn, die geschichtlich schon einiges hinter sich hat. Mittlerweile erkennt man nicht mehr viel von der einstigen Raketenstellung der US-Armee.

Veränderung - der normale Kreislauf des Lebens

Integrationsprojekt "Wanderglück" - mit Einheimischen und Geflüchteten tolle Wanderungen gemeinsam erleben
Es macht immer wieder Spaß, mit so tollen Menschen raus in die Natur zu gehen

Gar nicht so einfach, unsere Gruppe während der langen Corona-Phase aufrecht zu erhalten - das dachte ich in diesem Jahr immer wieder. Einige habe ich bei den letzten Wanderungen, die in diesen turbulenten Zeiten nicht mehr so häufig stattfanden, selten oder sogar gar nicht mehr gesehen. Umso mehr freute ich mich, dass wir am Wochenende gleich fünf neue Wanderbegeisterte begrüßen durften. Tatsächlich sind wir sogar durch zwei bisher neue Nationen bereichert worden - Libanon und Rumänien. Auch alterstechnisch wurden wir nochmals ordentlich durchmischt. Unser Jüngster ist nun 8 Jahre alt, super motiviert und total gerne draußen in der Natur unterwegs.

 

Ich war schon sehr gespannt auf all ihre Geschichten und unsere künftigen, gemeinsamen Erlebnisse.

 

Alle verstehen sich super, bei unserer Multi-Kulti-Wanderung

Integrationsprojekt "Wanderglück" - mit Einheimischen und Geflüchteten tolle Wanderungen gemeinsam erleben
Fast schon winterliche Temperaturen auf unserer diesjährigen Herbstwanderung

Beim Wanderparkplatz Waldheide in Heilbronn startete unsere heutige Tour. Strahlender Sonnenschein und eisige Temperaturen erwarteten uns. "Lasst uns in die Sonne stehen, um auf die Anderen zu warten", sagte ich der Gruppe, als ich unseren afghanischen Papa mit dünner Jeansjacke frösteln sah. Wir mussten nicht lange warten und unsere neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die extra aus Ludwigsburg und Heidelberg kamen, stießen zu uns. Sie wurden sofort herzlich in der Gruppe aufgenommen und auch die ersten Gespräche entwickelten sich beim Laufen rasch.

 

"Sprecht ihr die selbe Sprache?", fragte ich eine neue Wanderin, die sich mit einer anderen Frau aus unserer Gruppe unterhielt. "Ja, arabisch ist oft in mehreren Ländern ähnlich und nur die Dialekte unterscheiden sich ein wenig". Sie hörten gar nicht mehr zu quasseln auf und obwohl ich die Sprache sind verstand, sah es nach einem interessanten Austausch aus.

 

Nanu, wer bist denn du? Tierische Begegnung auf unserer Wanderung

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Der süße Hund weicht uns nicht mehr von der Seite

Das erste Stück des Weges war mit verschiedenen Erlebnisstationen versehen. So gab es beispielsweise ein Labyrinth und eine Tierweitsprungstation. Die Kinder waren begeistert, wie weit beispielsweise ein Wildschwein springen kann. Motiviert wollten sie die Rekorde der Tiere brechen. 

 

"Nanu, was macht denn der Hund auf einmal hier", frage ich in die Runde. "Der war vorhin auch schon mal kurz da", kam als Antwort. Er machte überhaupt keine Anstalten zu gehen und lief uns die ganze Zeit hinter her oder besser gesagt in unserer Mitte. Komisch, dachten wir alle, denn weit und breit war niemand zu sehen. Irgendwann blieben wir dann doch stehen und schauten uns sein Halsband genauer an.

"Hier steht eine Handynummer", sagte ein Teilnehmer, zückte sein Handy und rief an - es nahm keiner ab. Einer rannte den Weg zurück, um zu schauen ob dort irgendwo Menschen waren, die einen Hund suchten: nichts. Wir pfiffen, riefen, aber keiner meldete sich.

 

Wir sind um ein Gruppenmitglied reicher

Integrationsprojekt "Wanderglück" - mit Einheimischen und Geflüchteten tolle Wanderungen gemeinsam erleben
Vor allem die Kinder sind total im Glück, dass der Hund Samba mit uns wandert

"Was machen wir denn jetzt", fragte ich in die Runde.

"Wir nehmen ihn mit", sagte der Kleinste mit einem großen Grinsen im Gesicht.

Wir Erwachsenen schauten uns kurz alle an und entschieden, ihn tatsächlich mitzunehmen. Als wenn sie es gewusst hätte, hatte Doris ein Sprungseil dabei. So konnten wir den Hund am Halsband festbinden und ihn wie an einer Leine mitführen. Bevor wir los liefen, sprach ich noch eine Nachricht auf die Mailbox der Handynummer und hoffte, dass sich bald jemand melden würde.

 

"Samba heißt der Hund, schaut mal hier steht es am Halsband", sagten die Kinder. Innerhalb von Sekunden war Samba ins Herz geschlossen und er wurde von allen richtig gut umsorgt.

 

Die Wandertour führt durch einen berühmten Schilfsandsteinbruch

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Matschig ging es durch den Steinbruch bei Heilbronn

Mit unserem knuffigen Freund ging es also weiter. Wir kamen an einem alten Steinbruch vorbei. Bis 1968 zählte der Schilfsandsteinbruch beim Jägerhaus zu den bedeutendsten Steinbrüchen in Württemberg. Weit über die Landesgrenze hinweg lieferte er wertvolles Baumaterial. Mittlerweile ist er Naherholungsort und Naturschutzgebiet, durch das ein toller Wanderweg hindurch führt.

 

Samba beherrschte mittlerweile schon einige Tricks und die Kinder waren total stolz, dass er so gut auf sie hörte. "Ich glaube er will nicht mehr nach Hause, ihm gefällt es bei uns so gut", sagte der Kleine. "Ich würde ihn gerne behalten".

Oh je, die werden nachher echt traurig sein, wenn wir ihn wieder zurück geben, dachte ich.

"Ich denke Samba hat heute echt viel Spaß mit uns und ihm gefällt es gut. Aber er wird nach diesem Abenteuer auch gerne wieder zu seiner Familie nach Hause gehen, genauso wie du auch", versuchte ich den Abschied schon mal ein bisschen vorzubereiten. 

 

Am Galgen von Heilbronn genossen wir die Aussicht

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Ich glaube so wirklich bewusst war es Keinem, was hier vor langer Zeit einmal stand

Durch die schattige Schlucht des alten Steinbruchs war es ziemlich kalt. Danach ging es über einen tollen Höhenzug, mit Blick auf Heilbronn und die Weinberge weiter. Die wärmende Sonne tat gut und so kamen wir schnellen Schrittes am Galgen an. Bis im Jahr 1811 stand hier der Galgen von Heilbronn. Tatsächlich war hier früher eine Hochgerichtsstätte.

 

Wir nutzten den Ort für eine kleine Trinkpause, genossen die wunderschöne Aussicht und gönnten Samba noch ein paar Streicheleinheiten, bevor es weiter ging.

 

Hilfsbereit greift jeder zu

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Gemeinsam Feierholz für's Grillen sammeln

Bevor es zurück auf die Waldheide ging, mussten noch einige Bäume überklettert werden, die vom vergangenen Sturm über dem Weg lagen.

 

Da kam Einer auf die Idee, er könnte schon mal Feuerholz für unser anschließendes Grillen sammeln. Innerhalb weniger Minuten hatte jeder ein paar Äste und Stöcke unterm Arm klemmen. Schon witzig, wie ohne Worte auf einmal alle das selbe machten. Das freute mich, denn es zeigte mir mal wieder, dass jeder auf den anderen achtet und gerne hilfsbereit zur Seite steht. Genau das macht unsere Gruppe aus :-)

 

Früher und heute - ein Leben, dass wir uns hier nicht mehr vorstellen können

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Über die Waldheide ging es weiter bis zum Grillplatz

Bepackt mit genügend Feuerholz und Samba im Schlepptau, kamen wir auf der Waldheide an. Die Fläche ist wirklich toll, vor allem bei diesem fantastischen Wetter. Eine große Wiesenfläche breitete sich vor uns aus, bespickt mit einigen Heidegewächsen wie Erika, durchzogen von einem schmalen Asphaltsträßchen. Schon interessant, dass dieser Ort so nah bei uns liegt und doch kannten wir ihn bisher nicht.

 

Nach einigen Recherchen stellte sich heraus, das die Waldheide früher im großen Stile militärisch genutzt wurde - Kasernen, Schießstände, Exerzierplatz, Flugplatz und vor gar nicht all zu langer Zeit eine Teststrecke für Raketen. Für mich ist das alles unvorstellbar. Für einen Teil unserer Wandergruppe war dies früher vermutlich trauriger Alltag. Natürlich kann man in die Köpfe der Menschen nicht hinein schauen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mit dem heutigen Tag vielen eine große Freude in der Natur und in einer tollen Gemeinschaft geboten zu haben.

 

Wanderglück mit Happy End

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Genügend Feuerholz haben wir definitiv gesammelt. Unser "Papa" kümmert sich wie immer um das Feuer

Doch was wäre unsere Wanderglück-Gruppe ohne ein Abschussgrillen? Genau, es würde ein großer und wichtiger Teil fehlen. Es entstand ein großes Feuer aus unserem gesammelten Holz und ein gemütliches beisammen sitzen. Wie immer gab es viel zu viel zu Essen - Würste, Köfte, Hähnchenspieße, Fladenbrot, Kartoffeln und Obst. 

Da klingelte plötzlich mein Handy.

 

Es war die Frau, welche Samba verloren hatte. Überglücklich kam sie einige Minuten später am Grillplatz an. Der Hund gehörte ihrer Schwester und sie hatte schon total Angst ihr zu sagen, dass sie ihren Hund verloren hatte. Samba war an einer ganz anderen Stelle entwischt. Sie hatte ihn bereits überall gesucht und die Suche letztlich abgebrochen. Umso glücklicher war sie zu sehen, das es Samba gut ging und sie ihn nun zurück hatte. 

 

 

Ein Eis macht den Abschied nicht ganz so schwer

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Ein Abschluss-Eis geht immer :-)

Die Kinder verabschiedeten sich mit starkem Herzen von Samba. Es floss keine Träne und sie verstanden es total, dass er nun wieder nach Hause konnte. Sie hatten wirklich einen schönen Tag mit ihm verbracht, der ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Die Frau gab uns noch etwas Geld, das wir in einer nahegelegenen Eisdiele gleich einlösten. So gab es zum Abschluss noch für jeden zwei große Kugeln Eis und alle waren glücklich :-)

 

Ihr wollt die Tour nachlaufen? Hier findet ihr den GPX-Track dazu:

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Kommentare: 1
  • #1

    Margarete Schwab (Mittwoch, 24 November 2021 19:25)

    Liebe Miriam, vielen Dank für Deinen anregenden Bericht. Ich fand die Beschreibung der Tour so interessant, dass ich sie nächstes Jahr gerne mit meinen Kollegen machen möchte. Wir gehen seit einigen Jahren einmal jährlich wandern in der Umgebung um Heilbronn. Dann ist 2022 mal Heilbronn dran. Herzlichen Dank für Deinen Bericht, der Mut gemacht hat, mehr in der Heimat zu entdecken. Man muss nicht weit fahren, es gibt so herrliche Strecken hier. Liebe Grüße an Dich und Michael von Margarete

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