Etappe 1 des Malerweg im Elbsandsteingebirge

Von Kleinhennersdorf über Schmilka bis zum Großen Winterberg

Mehrtageswanderung in Deutschland - unterwegs auf dem Malerweg im Elbsandsteingebirge in der Sächsischen Schweiz
Unser erster Trekkingtag versprach bereits tolle Naturlandschaften.

In Zeiten von Corona fiel mir die Decke tatsächlich irgendwann Zuhause auf den Kopf. Ich wollte endlich wieder raus, etwas erleben, neues sehen, mich frei fühlen. Aber wo konnte ich mehrere Tage hin gehen, ohne das ich mir einen Druck machen musste, abends um 20 Uhr pünktlich zur Ausgangssperre wieder in meinen eigenen vier Wänden zu sein?

 

Die Entscheidung fiel auf den Malerweg, der einmal durch das komplette Elbsandsteingebirge führt. Da Pensionen und Hotels in diesen "C-Zeiten" geschlossen hatten, nächtigten wir einfach im Freien und waren somit komplett unabhängig von allem. Ich war der Meinung, dass nachts im Walde sicherlich keiner die Ausgangssperre kontrollieren würde, was auch so eintraf. Außerdem setzten wir uns und auch andere mit dieser Aktion keinem Risiko aus. Im Gegenteil, meinem psychischen Gesundheitszustand tat es unheimlich gut, endlich wieder etwas unternehmen zu können.

 

Unsere erste Etappe auf dem Malerweg zeigte uns bereits wunderschöne Wälder, durchsetzt mit den typischen Sandsteinformationen. Über satte Wiesen ging es am ersten Tag und das urige Örtchen Schmilka zog uns mit seiner historischen Mühle und den leckeren Bio-Produkten gleich in seinen Bann.

Wir haben all unsere sieben Sachen auf dem Rücken und sind bereit für das Trekking auf dem Malerweg

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Wir sind auf jeden Fall startbereit und freuen uns auf das Abenteuer.

Die Autofahrt bis ins Elbsandsteingebirge zog sich ordentlich. Mit eingerosteten Beinen stiegen wir gegen 13 Uhr aus dem Auto und waren erstmal etwas erschrocken, wie kalt es hier Mitte April doch noch war. "Ich ziehe mir glaube ich doch alle Lagen über, die ich dabei habe", sagte ich zu meinem Wanderbuddy Siggi, der mich die nächsten Tage auf dem Malerweg begleiten würde. 

 

Unser Auto stellten wir auf einem kostenfreien Parkplatz in Kleinhennersdorf ab. Der Ort wirkte wie ausgestorben und andere Wanderer sahen wir weit und breit keine. Dafür erkannten wir das geschwungene M auf einem Schild, das uns die nächsten Tage auf dem Malerweg leiten würde. 

 

Kleinhennersdorf liegt übrigens am Anfang der offiziell 6. Etappe. Warum wir mitten drin starteten, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Ich glaube weil Siggi der Meinung war, hier kostenlos parken zu können (und nein, er ist kein Schwabe, so wie ich eine bin). Außerdem liefen wir den Malerweg in die entgegengesetzte Richtung. Der Grund ist mir bis heute schleierhaft - aber man muss Ü60 Männer auch nicht unbedingt immer verstehen ;-)

 

Über satte Wiesen wandern wir durch idyllische Orte

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Der Zirkelstein ist einer der kleinsten Tafelberge des Elbsandsteingebirges und einer der ersten, markanten Feldtürme, die uns begegneten.

Nachdem wir ein kurzes Stück durch den Wald liefen, kamen wir bald über satte, grüne Wiesen. In der Ferne erkannten wir einen sehr markanten Felsen, der mitten in der Landschaft stand. Laut Karte konnte es sich nur um den sogenannten "Zirkelstein" handeln. Mit seinen gerade mal 384 Metern Höhe, hat der Tafelberg doch eine ordentliche Berühmtheit entwickelt. Der Maler Caspar David Friedrich zeichnete den Berg bereits 1818 in seinem Gemälde "Der Wanderer über dem Nebelmeer" und verhalf ihm so zu stetiger Bekanntheit. 

 

Wir kamen durch kleine Örtchen wie Krippen und Schöna, in denen die Zeit stehen geblieben schien. Wunderschöne, renovierte alte Häuser säumten die Straßen. Doch weit und breit gab es keine Menschen Seele zu sehen. Man muss dazu sagen, dass wir im 1. Corona Jahr hier unterwegs waren. Restaurants, Ferienwohnungen, Bistros - alles war geschlossen. 

 

Der eine fastet während dem Wandern und ich brauch ordentlich Kalorien

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Durch kleine, sehr gepflegte Ortschaften führte unser Weg und immer waren sie von satten Wiesen umgeben.

Mitten im gefühlten Nirgendwo, stand ein altes Haus mit einem Mann davor, der voller Elan einen großen Edelstahlgrill putze. "Morgen gibt's Würste", sagte er freudig zu uns. "Da sind wir leider nicht mehr hier", antwortete ich ihm etwas enttäuscht. So eine Thüringer Rostbratwurst wäre jetzt schon etwas feines gewesen. Irgendwie konnten wir uns nicht so recht vorstellen, dass hier morgen mehr Menschen vorbei kommen würden. Der Mann war bisher die einzige Person, der wir begegnet sind.

 

Siggi wollte während unseres Trekkings fasten. Für mich ist das unvorstellbar. "Ich muss unbedingt regelmäßig essen, sonst werde ich unausstehlich", sagte ich zu ihm. Mein Frühstück und Abendessen hatte ich in Form von Trekkingnahrung für volle 8 Etappen dabei. Ebenso einen Gaskocher, Geschirr und einen Topf. Tatsächlich hat das ganze Zeug nicht unerheblich viele Kilos gewogen, was ich die nächsten Tage über auch deutlich spürte.

 

Über die Elbe und dann weiter in den Nationalpark Sächsische Schweiz

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Mit der historischen "Lena" ging es auf die andere Seite der Elbe, nach Schmilka.

Wir erreichten die Elbe und hielten nach dem kleinen Fährschiff "Lena" Ausschau, das uns auf die andere Seite brachte. Für 1,50 € pro Person wird man in wenigen Minuten auf die andere Seite nach Schmilka gefahren. Wir befinden uns hier übrigens unmittelbar an der Deutsch-Tschechischen-Grenze.

 

Das Örtchen Schmilka hat gerade einmal 75 Einwohner und wurde als eines der schönsten Dörfer Sachsens ausgezeichnet. Mir gefiel der Ort auch total gut. Kleine Fachwerkhäuser schlängeln sich die gepflasterte Straße bis zur alten Mühle empor. In der Bäckerei- und Brauereimanufaktur wird das traditionelle Handwerk noch gepflegt und das alles in Bio-Qualität. 

 

Leckere Bio-Produkte gibt es im Mühlen-Laden in Schmilka

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Im Biergarten der Mühle in Schmilka gönnten wir uns erstmal etwas ordentliches zu Essen. Bei den kalten Temperaturen tat das richtig gut.

Wir hatten das Örtchen komplett für uns, was echt selten ist. Normalerweise ist hier einiges los und geboten. Im urig angelegten Mühlen-Biergarten gönnten wir uns dann doch etwas zu Essen. Mir war ordentlich kalt und ich freute mich über den heißen Linseneintopf und das im Holzofen gebackene, frische Brot. Selbst Fasten-Siggi wurde schwach und gönnte sich einen leckeren Zwiebelkuchen.

 

Die Auslage beim Bäcker machte mich schwach: "ich nehme mir noch einen Nachtisch für später und ein kleines Frühstück für morgen mit", rechtfertigte ich meine Einkäufe. Tatsächlich wollte ich einfach so viel wie möglich probieren.

 

Ostdeutsch Fürsorge erlebten wir gleich am ersten Tag

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Ob wir es aus der Wildnis wieder raus schaffen würden?

Frisch gestärkt ging es weiter, wobei wir nicht sonderlich weit kamen. Das Schild mit der Aufschrift "Letzte Tankstelle vor der Wildnis", ließ uns kurz inne halten. 

"Wollt ihr da heute echt noch rein?", hörten wir einen Mann mit sächsischem Dialekt fragen. Es war der Kioskbesitzer, der uns etwas besorgt zurief. "Es wird ordentlich kalt werden in der Nacht. Habt ihr denn genügend dabei?", wollte er von uns wissen. 

 

"Ja, wir sind denke ich gut ausgestattet", antworteten wir ihm.

 

"Braucht ihr noch einen Topf? Ich kann euch gerne einen ausleihen, damit ihr euch was warmes kochen könnt". Also wirklich sehr aufmerksam der Buden-Besitzer, dachte ich mir. Als Abschiedsgeschenk bekamen wir sogar noch eine typische DDR-Süßigkeit mit auf den Weg. 

 

Da zwickt und zwackt es bei mir bereits am 1. Tag - das kann ja heiter werden

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Über zahlreiche Treppen ging es in den Wald hinein - da wurde es mir dann doch ordentlich warm.

Gerne hätten wir uns mit dem Buden-Besitzer noch weiter unterhalten, doch wir mussten weiter. Über viele Treppen ging es in den Wald hinein. Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken, spürte ich bei jedem Treppentritt den Muskel meiner linken Arschbacke zwicken. Im April war ich, was das Wandern angeht, meist noch nicht so gut eingelaufen. Die Saison startet bei mir in der Regel erst im Sommer.

 

Irgendwie fühlte ich mich gerade echt untrainiert. Wenn mir mein Hintern bereits am 1. Tag weh tut, wie soll das erst die Folgetage werden? Vielleicht hatte ich auch einfach nur zuviel in Schmilka gegessen und fühlte mich deswegen etwas unfit, redete ich mir ein.

 

Jeder kämpft mit seinen Problemchen

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Die Sonne ging unter und es wurde spürbar kälter im Wald.

Siggi stapfte im strammen Tempo voraus. Ich verfluchte ihn leicht, da er vermutlich deutlich weniger Gepäck im Rucksack hatte als ich. Vielleicht wäre Fasten doch gar keine so schlechte Idee gewesen (mit einem Zwiebelkuchen immer mal wieder zwischen durch ;-)). Dann hätte ich weniger Essen im Rucksack gehabt und irgendwann auch weniger Kilos auf den Rippen.

 

Aber Siggi fluchte auch: "ich hab die falsche Unterhose an und die rutscht total", jammerte er. "Es fühlt sich an, als hätte ich einen String an".

Ok, er hatte leicht andere Probleme als ich ;-)

 

Die Sonne war mittlerweile am unter gehen. Für den ersten Tag hatte wir bereits 18 Kilometer und ca. 700 Höhenmeter zurück gelegt. Ich würde sagen das reicht für's erste, oder?

 

Entspanntes Schlafen fühlt sich anders an - egal, wir wollten Abenteuer und biwakieren bot sich super an

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Unseren Schlafplatz für die erste Nacht haben wir gefunden. Gemütlich, oder?

Mittlerweile war es 19 Uhr und wir suchten uns einen Schlafplatz. Nach längerem Suchen wurden wir irgendwo hinter dem Großen Winterberg fündig. Siggi war ganz begeistert, das wir draußen ohne Zelt nächtigten. "Das ist wirklich ein tolles Abenteuer, das man selten macht. Ich bin froh, dass du mich mitgenommen hast", strahlte er freudig und verschwand kurze Zeit später in seinem Schlafsack. 

 

Ich kochte mir noch Wasser für meine Trinkflasche, die ich als Heizung mit in meinen Schlafsack nahm. 

"Schläfst du schon?", fragte ich Siggi, da ich weder Kopf noch Hände von ihm sah. "Nö, ich spiele im Schlafsack noch mit meinem Handy rum, da meine Finger zu kalt und steif gefroren sind", lachte er. 

 

Die Kälte hat den Vorteil, dass man am Abend auch gleich schlafen geht. So lagen wir beide bereits um 20:30 Uhr dick eingepackt in unseren Schlafsäcken und schliefen....NICHT. Es war arschkalt und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir halbwegs einschliefen.

 

Ihr wollt den Malerweg auch wandern? Hier findet ihr den GPX-Track der Tour:

 Alle wichtigen Infos zum Malerweg findest du hier in meinem Artikel zusammengefasst.

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