Einer der berühmtesten Klettersteige in den Alpen

Der Hindelanger Klettersteig im Allgäu

Wild und frech und wunderbar - der Hindelanger Klettersteig
Wild und frech und wunderbar - der Hindelanger Klettersteig

Nicht nur einer der berühmtesten, sondern auch einer der schönsten Klettersteige, die ich kenne. Eisenstifte, Leitern und Drahtseile wechseln sich mit vielen Passagen ab, die nicht gesichert sind. Oft hat man dadurch die Hand wirklich noch am Fels und spürt den ursprünglichen Charakter des Steigs.

 

Nicht nur klettertechnisch ist die Tour ein Genuss. An klaren Tagen reicht der Blick von der Zugspitze bis in die Schweiz. Man kommt aus dem Staunen über die wunderschöne alpine Bergwelt nicht mehr raus. Aber Achtung, zu viel Zeit sollte man nicht vertrödeln. Der Klettersteig ist lang und fordert konditionell einiges. Schon viele haben sich hier überschätzt.

So schön, dass ich nochmal hin musste

Vor 6 Jahren war ich schon einmal am Hindelanger Klettersteig. Damals war es ein perfekter Herbsttag und auch dieses Mal hatten wir einen strahlenden Sonnentag Ende September erwischt. Unterwegs waren wir mit dem DAV Ludwigsburg. Groß war unsere Gruppe mit 5 Personen nicht, dafür aber sehr, sehr nett. Eigentlich auch gar nicht schlecht, bei einem Klettersteig nicht so eine riesen Gruppe zu sein. Oft staut es sich dann und man verliert sich eher aus den Augen, als es bei einer kleineren Gruppe der Fall ist.

  

Verändert hat sich hier nichts, warum auch? Die Seilbahn ist noch an der gleichen Stelle, zahlreiche Touristen tummeln sich am Nebelhorn und der zackige Gipfelgrat des Klettersteigs sieht noch genauso beeindrucken aus wie damals. Ob ich mich verändert hab? Mhhhh, könnt ihr selbst beurteilen ;-)

 

Damals vor 6 Jahren
Damals vor 6 Jahren
Heute
Heute

Es kann los gehen

Der Hindelanger Klettersteig zeichnet sich durch viele ungesicherte, alpine Stellen aus.
Der Hindelanger Klettersteig zeichnet sich durch viele ungesicherte, alpine Stellen aus.

Wieder mal angenervt vom Trubel in und um die Seilbahn, war ich froh, als es endlich los ging. Wir hatten einen ganz guten Tag erwischt. Obwohl es Wochenende war, waren nicht viele Menschen im Steig unterwegs. Das ist eher untypisch. Aufgrund seiner Beliebtheit würde ich daher eher einen Tag unter der Woche empfehlen.

 

Wir zogen Helm, Gurt und Klettersteigset gleich unterhalb der Seilbahn an. In wenigen Metern geht's nämlich bereits los. Der Hindelanger Klettersteig hat die Schwierigkeit B/C. An der Skala darf man sich allerdings nicht irritieren lassen. Technisch sind die versicherten Stellen nicht schwierig. Es gibt allerdings sehr viele nicht gesicherte Stellen, die im I. bis II. Schwierigkeitsgrad geklettert werden müssen. Auch das mag sich für manche einfach anhören. Spätestens bei der Länge der Tour machen aber einige konditionell schlapp oder verlieren immer mehr an Konzentration. 

 

Klettersteig für Erfahrene

Dieser Klettersteig war damals mein zweiter Klettersteig überhaupt. Im Nachhinein würde ich das nicht mehr so machen und auch keinem Anfänger raten. Der Hindelanger Klettersteig ist hochalpin und erfordert einiges an Erfahrung. Erfahrung, die ich damals noch nicht hatte. Beispielsweise das Wetter kann einem ordentlich dazwischen funken. Bei der Länge des Steigs also ein nicht gerade zu unterschätzendes Risiko.

 

Kondition ist nicht gleich Kondition bzw. sie kann oft eingeschränkt werden. Das stellten wir bei einigen Personen im Steig fest, die einfach überfordert waren. Hier spielt vor allem auch die Psyche sehr viel mit rein. Da es einige extrem ausgesetzte Passagen gibt, die oft nicht gesichert sind, kann einem ganz schön die Düse gehen. Dieser psychische Stress schlägt sich dann irgendwann auf den Körper und auch auf die Kondition nieder.  

 

Damals vor 6 Jahren sah mein Gesichtsausdruck nicht gerade entspannt aus.
Damals vor 6 Jahren sah mein Gesichtsausdruck nicht gerade entspannt aus.
Die gleiche Stelle aktuell und ich hatte eine große Freude daran.
Die gleiche Stelle aktuell und ich hatte eine große Freude daran.

Bin ich schon in meiner Panikzone?

Der Klettersteig ist relativ lang. Den "Großen Daumen" sieht man am Ende der Bergkette.
Der Klettersteig ist relativ lang. Den "Großen Daumen" sieht man am Ende der Bergkette.

Eine Person aus unserer Gruppen mussten wir verabschieden. Er nahm einen der Notausstiege, weil er sich unwohl fühlte. Er hatte bereits deutlich schwierigere Klettersteige gemacht, jedoch waren diese immer durchgehend gesichert. Daran erkennt man gut, dass eine Schwierigkeitsskala nicht immer aussagekräftig ist. Jeder empfindet andere Dinge als schwierig, hat seine körperlichen Stärken in unterschiedlichen Bereichen oder hat einfach mal einen schlechten Tag erwischt. 

 

Die Entscheidung abzubrechen, respektiere ich immer sehr. Gerade in den Bergen ist es unerlässlich, sich selbst richtig einzuschätzen.

 

Der Hindelanger Klettersteig weist zwei offizielle Notausstiege aus. An zwei weiteren Stellen ist ein Abbruch möglich, jedoch muss eine sehr steile Geröllrinne abgestiegen werden. Ausstiege sind immer nur auf der Süd/Südost Seite möglich.

 

Und plötzlich waren wir nicht mehr alleine

An sonnigen Wochenenden sieht der Hindelanger Klettersteig oft so aus.
An sonnigen Wochenenden sieht der Hindelanger Klettersteig oft so aus.

Irgendwann kamen wir dann doch in den Stau und waren nicht mehr alleine unterwegs. Zwei größere Gruppen tauchten vor uns auf. Die aktuelle Stelle machte es nicht möglich zu überholen, schließlich geht Sicherheit immer vor. So genossen wir in Ruhe die Aussicht, machten ein kurzes Vesperpäuschen, schossen Fotos und machten uns dann so langsam wieder ans Loslaufen. Schnell war die Gruppe wieder eingeholt und auch hinter uns sammelten sich zwei weitere Personen. Ziemlich rücksichtslos wurden wir überholt, obwohl es den beiden bewusst war, dass sie nicht weit kamen. Wie es mir leider öfters in Klettersteigen ergeht, habe ich mich auch dieses Mal wieder über das Verhalten dieser Menschen geärgert. Zum Glück ist der Großteil mit Bedacht unterwegs und es zählt nicht nur Höher, Schneller, Weiter in einer Rekord-Bestzeit.

 

An einer breiten Stelle war dann unser Moment und wir konnten die Gruppe behutsam überholen.

 

Geschafft! Jetzt steht nur noch der Rückweg an

Traumhafte Aussicht auf den Laufbichelsee.
Traumhafte Aussicht auf den Laufbichelsee.

In der Senke vor dem Großen Daumen ist der Klettersteig offiziell zu Ende. Wir entschlossen uns den Weg zurück über das Kobalt Plateau zu nehmen und den Großen Daumen nicht mehr zu besteigen. Aufgrund unserer längeren Anreise waren wir etwas spät gestartet und die Abendsonne wurde so langsam spürbar. Der Rückweg zur Seilbahnstation Höfatsblick zieht sich mit 2 Stunden auch noch etwas und sollte zeitlich nicht unterschätzt werden. Vor allem wenn man noch die Seilbahn nach Oberstdorf bekommen möchte. Damals vor 6 Jahren verpeilten wir die Abfahrtszeit und mussten im Dunkeln den kompletten Weg nach Oberstdorf absteigen - *Ironie ein* was für ein Spaß ;-)

 

Dem wollten wir heute aus dem Weg gehen und entschieden uns für eine gemütliche Nacht auf dem Edmund-Probst-Haus.

 

Licht und Schatten

Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Grasflanken.
Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Grasflanken.

Eine wundervolle Lichtstimmung zauberte die untergehende Sonne auf die Berge. Wir genossen dieses Naturschauspiel ausgiebig. Zur Hütte hatten wir es nicht mehr weit. Mit den letzten Sonnenstrahlen kamen wir am Edmund-Probst-Haus an. Unser Kollege, der die Tour abgebrochen hatte, erwartete uns freudestrahlend. Er hatte es sich bei leckerem Essen auf der Sonnenterrasse der Hütte gut gehen lassen.

 

Auch wir genossen das überaus leckere Essen der Hütte. Den Hütten-Burger kann ich euch empfehlen (Foto in der Galerie), genau die richtige Portion nach so einem langen Klettersteig.

 

 

Wer oben ist muss auch wieder runter

Abstiegsweg zurück nach Oberstdorf.
Abstiegsweg zurück nach Oberstdorf.

Am nächsten Tag machten wir uns gut erholt an den Abstieg nach Oberstdorf. Auf den direkten Weg, unterhalb der Seilbahnstation hatten wir keine Lust. Den Weg hatte ich größtenteils asphaltiert in Erinnerung, also nicht gerade knieschonend. 

 

Der meiner Meinung nach viel schönere Weg geht über den Seealpsee ins Oytal und am Oybach entlang nach Oberstdorf. Steil ist dieser Weg zu Beginn auch, aber so ist es nun mal, wenn man auf hohen Bergen unterwegs ist ;-)

Bei Nässe würde ich diesen Weg allerdings nicht empfehlen, da die Grasflanken ziemlich rutschig werden.

 

Ich wünsche euch eine gute Klettersteig-Saison :-)

Zahlen, Daten, Fakten zum Hindelanger Klettersteig:

Der fantastische Felsgrat des Hindelanger Klettersteigs
Der fantastische Felsgrat des Hindelanger Klettersteigs
  • Schwierigkeit B/C, ungesicherte Kletterpassagen im I.-II. Schwierigkeitsgrad
  • Dauer insgesamt ca. 7 Stunden (Klettersteig ca. 5 Stunden, Rückweg ca. 2 Stunden)
  • Start Seilbahn Gipfelstation Nebelhorn, Ende Seilbahnstation Höfatsblick
  • Übernachtungsmöglichkeit: DAV Hütte Edmund-Probst-Haus  
  • ca. 5 Kilometer Felsgrat
  • über 30 Türme und Felszacken werden überklettert
  • ca. 800 Meter Drahtseil, viele ungesicherte Passagen
  • insgesamt 110 Meter Eisenleitern
  • genügend zu Trinken mitnehmen, da man die komplette Zeit in der Sonne läuft
  • der Klettersteig wird viel begangen, daher ist Tag unter der Woche empfehlenswert

Die GPX-Tracks zur Tour findet ihr hier:

Hindelanger Klettersteig

Abstieg vom Edmund-Probst-Haus nach Oberstdorf

Den passenden Klettersteigführer findest du hier.

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Habt ihr einen Lieblings-Klettersteig?

 

Schreibt mir gerne in den Kommentaren.


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